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Schweiz hat bisher von Frankenaufwertung profitiertBern - Der Ökonom Ernst Baltensperger gibt sich angesichts des starken Frankens gelassen. Während manche vor einer Deindustrialisierung warnen, sagt er mit Blick auf die letzten Jahrzehnte: «Der Strukturwandel war bisher insgesamt zum Vorteil der Schweiz.»nir / Quelle: sda / Freitag, 27. November 2015 / 18:03 h
Seit Anfang der Siebzigerjahre, als man zu flexiblen Wechselkursen überging, habe sich der Franken sukzessive aufgewertet, gegenüber allen Währungen. Dies sei für die Schweiz bisher kein Problem gewesen, sagt er im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» (Samstagsausgabe).
Im Gegenteil: Die Schweiz habe sogar davon profitiert, denn die Exportwirtschaft sei gezwungen gewesen, sich immer wieder zu erneuern. «Gerade deshalb haben wir heute einen sehr produktiven und wettbewerbsfähigen Exportsektor.»
Deindustrialisierung? Den Stimmen, die sich vor einer Deindustrialisierung fürchten, will er sich nicht anschliessen. Seit den Siebzigerjahren sei die Sorge um den Werkplatz immer wieder aufgekommen, so Baltensperger. Länder wie die Schweiz oder Deutschland, die eine Politik der starken und stabilen Währung betrieben, hätten ihre Industriebasis aber weit besser erhalten können als andere Staaten wie Grossbritannien, die eine Politik der weichen Währung und Abwertung betrieben hätten.2011, 1978 Zwar könnten starke Übertreibungen beim Wechselkurs Probleme schaffen, räumt er ein. 2011, vor der Einführung des Mindestkurses, oder 1978 - auch damals wurde schon mal ein Mindestkurs eingeführt - sei das der Fall gewesen. Man dürfe aber heute bei Vergleichen nicht vergessen, dass der Franken in den Jahren vor der Finanzkrise «massiv unterbewertet» gewesen sei. Einen neuen Mindestkurs - wie ihn die Gewerkschaften fordert - hält Baltensperger für unrealistisch und auch unnötig. Er geht aber davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Negativzins weiter herabsetzt. «Der Strukturwandel war bisher insgesamt zum Vorteil der Schweiz.» /
Dies als Reaktion auf die erwartete geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) am kommenden Donnerstag. Flucht ins Bargeld Der Negativzins lässt sich jedoch nicht beliebig weit senken. Ab einem gewissen Punkt horten die Banken lieber Bargeld, als das Geld bei der Nationalbank zu lagern. Allerdings muss Bargeld irgendwo aufbewahrt und versichert werden, was ebenfalls kostet. Baltensperger hält einen Leitzins von -1 Prozent für möglich. «Sehr viel weiter kann man wohl nicht gehen», sagte er. Den Druck wegnehmen könnte die US-Notenbank (Fed). Sie entscheidet am 16. Dezember, ob in den USA erstmals seit fast zehn Jahren die Leitzinsen wieder steigen. «Die USA haben der Welt während fast sieben Jahren ihre Nullzinspolitik aufoktroyiert», sagt Baltensperger. Das Fed sei nach wie vor die bedeutendste Zentralbank der Welt. Seine Wende werde sich global auf das Zinsgefüge auswirken.
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