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Kolumne


Der Tod des Sommerlochs

Patrik Etschmayer / Dienstag, 5. August 2014

Eigentlich wollte man sich in den Ferien entspannen. Eigentlich wollte man sich nicht gross darum kümmern was so passiert und dafür war es ja mal da, das Sommerloch. Doch den Gefallen tut uns niemand mehr. Der Wahnsinn macht nicht mal mehr Sommerpause. Im Gegenteil, in diesem Sommer bekam er neue, historische Dimensionen. Gaza, Ukraine, Irak, Syrien, Lybien - und bei diesen Katastrophengebieten sind nicht mal die ganzen Rednerbühnen des ersten Augusts mit eingerechnet - haben für lichterloh brennende Schlagzeilen gesorgt und da heute die Öffentlichkeit ja auch immer in den Foren mitmacht, durfte man Antisemitismus, Anitamerikanismus, Antisislamismus und Anti-was-immer-gerade-auf-den-Keks-ging miterleben, wenn man sich denn in die untiefen der Foren-Threads oder gar in gewisse Facebook-Gruppen begab.

Auch wenn es vielleicht irre tönt: Die grösste Bedrohung geht - nach Meinung des Autors - nicht nur von den gegenwärtigen heissen Konflikten aus, sondern von dem scheinbar immer weiter fortschreitenden Konsensverlust in der Zivilgesellschaft Europas und dem verlorenen Glauben in den Nutzen eines gemeinsam erarbeiteten Friedens.

Dies passiert absurderweise alles vor dem Hintergrund eines Jubliäums, das heute noch unser Leben bestimmt, auch wenn sich nur wenige darum zu kümmern scheinen - und wenn doch - in der Form von irgendwelchen History-Soaps und ohne die schiere Wucht, die unsere Welt noch heute resonieren lässt, zu erfassen.

Der erste Weltkrieg wurde als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet, doch dies wird diesem Krieg nicht wirklich gerecht. Er war nämlich auch die Endkatastrophe des Feudalismus, des Kolonialismus und der diese Dinge rechtfertigenden Staatsreligiosität. Er sprengte eigentlich den Nationalismus als Identitätsstifter weg (oder hätte dies sollen) und entzog den Militaristen auch jedes Argument... (oder hätte dies sollen).

Dass sowohl Nationalismus als auch Militarismus keineswegs hinweg gefegt wurden, lag nicht zuletzt daran, dass jener Krieg ein zu grosses, zu unglaubliches Ereignis gewesen war. Der Wahnsinn des millionenfachen Todes war weit jenseits von all dem, was irgend ein Mensch je hatte erleben müssen. Die Hungersnöte, die folgten, waren eines dreissigjährigen Krieges würdig und die Veränderungen in der Gesellschaft hebelten alle Erfahrungen, alles vorhandene Wissen aus. Das Resultat war der Rückfall in eine pervertierte Version des Feudalismus, eine absurde Karikatur des Absolutismus, Dinge, die zu erreichen wirklich nicht einfach war.

Dann, nach der Beseitigung dieses Wahns durch einen weiteren, noch blutigeren Weltkrieg, schien zwar nicht die ganze Welt, aber ein Teil von ihr, zur Besinnung zu kommen. Europa war tatsächlich der fundamentale Gegenentwurf zum Nationalismus-Wahn, das Un-Reich, ein Politiklabor das unter dem Schutz der USA mehr oder weniger unbemerkt wachsen konnte, im Windschatten des kalten Krieges, zwischen zwei vermeintlich ewigen - bis zum nuklearen Krieg zumindest - Machtblöcken eingeklemmt.

Natürlich, es war nur eine wirtschaftliche Vereinigung, die hier erst stattfand, unter der Prämisse, dass vereinigt genutzte Ressourcen nicht mehr zum Casus Belli auswachsen würden, nicht mehr um Grenzlinien wegen vermeintlicher wirtschaftlicher Vorteile gekämpft würde. Natürlich bescherte diese vielfach von Bürokraten gestaltete Einheit exquisite Absurditäten, doch auf der anderen Seite auch eine Angst-Freiheit, eine Gewissheit, dass zumindest wegen der so überwundenen Erbfeindschaft der ewigen Zankhähne des Kontinents, Deutschland und Frankreich, nicht wieder alles in Feuer und Flamme aufgehen würde.

Das ganze ging eigentlich gut und wurde auch nicht gross hinterfragt bis zum Ende des kalten Krieges. Doch dann schienen viele Dinge schief zu gehen. Europa wandelte sich vom Friedens- zum Machtprojekt und statt zuerst zu integrieren wurde das Expandieren vorne an gestellt. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands verschob sich die Balance in der EU nach Osten, eine Tendenz, die durch die Ost-Erweiterung noch verstärkt wurde. Die von der sowjetischen Herrschaft befreiten Ost-Staaten wurden in das kalte Wasser des real siegreichen Kapitalismus geworfen. Manche retteten sich halbwegs in die Arme der EU, manche versanken im Sumpf der alten Seilschaften, verhedderten sich im Netz der Korruption und die meisten erfuhren schmerzhaft, dass ein Systemwechsel keine simple Sache ist.

Zudem brachen alte, nationalistisch-ethnische Konflikte, die während des kalten Krieges im verborgenen geschwärt hatten, wieder auf. Auf der anderen Seite gewann Europa zwar an Macht, doch verlor es gleichzeitig an Identität. Die sprichwörtliche Anonymität Brüssels, das von dort aus proklamierte Primat des Marktes, das auch immer mehr durchgesetzt wurde und schliesslich die Wirtschaftskrise, welche das Vertrauen in das während Jahrzehnten etablierte System nachhaltig erschütterte und nicht nur Unmengen Geld, sondern, durch die Austeritätspolitik in manchen Krisenländern, auch viele Leben kostete.

Das Vertrauen und der Optimismus, einst prägend für Europa, sind jedenfalls weg. Es herrscht in vielen Nationen wieder ein immer stärker werdender Nationalismus, der Wunsch nach dem Rückzug in eine Festung, die realiter noch nie existiert hat und die ihren Kern in der Konfrontation mit und der Abgrenzung vom Rest der Welt hat.

Die Lektionen aus der Urkatastrophe - oder den grausamen Geburtswehen - scheinen vergessen, ja verdrängt zu sein. Wenn Russlands Herrscher nach zaristischer Macht strebt und auch schon erste «heisse» Konflikte in Kauf nimmt, wenn in Ungarn die Demokratie Schritt für Schritt in eine nationalistisch-rassistisch geprägte Autokratie umgebaut wird, wenn in Frankreich der FN von Höhenflug zu Höhenflug segelt, in Grossbritannien UKIP die Politik bestimmt und in der Schweiz sich müffelnde Schweiztümelei breit macht (geflissentlich vergessend, dass ein grosser Teil des Wohlstands schon immer dank Zuwanderern zu uns kam) und auch sonst Nationalismus zur immer bestimmenderen Grösse wird, sollte dies jedem mit Geschichtsbewusstsein Angst machen.

Nein, es lässt sich nur noch vermuten wie es damals war, am Vorabend des ersten, grossen Krieges, denn es lebt niemand mehr, der sich erinnern kann. Aber wer jemals in die «Letzten Tage der Menschheit» von Karl Kraus rein geschaut hat, erkennt erschreckt die Borniertheit, welche damals, kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges, im kaiserlichen Österreich geherrscht hat wieder, diese Stimmung der Verachtung gegenüber anderen, gegenüber politischen Gegnern, gegenüber Ausländern, gegenüber Flüchtlingen, diese Grundstimmung des selbstzufriedenen Hasses.

Fragt sich, ob unsere Zivilisation in der Lage ist, den Weg zurück zum Konsens zu finden, ob Politiker und Gesellschaft die Kurve kriegen, oder ob wieder eine grausame, blutige Lektion notwendig sein wird. Naja, vielleicht kann das gegenwärtige Jubiläum dazu dienen, wenigsten in manchen ein Bewusstsein dafür zu wecken, was der Wert von friedlicher Koexistenz und Kooperation sein kann. Nicht zuletzt, damit es mal wieder ein richtiges Sommerloch geben kann.


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