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Kolumne


Kalender-Geschichten

Peter AchtenPeking / Montag, 19. Januar 2015

Ein «extravaganter» Brauch gehört der Vergangenheit an: Die Partei verbietet staatlich finanzierte Kalender-Geschenke. Doch schon vor dem Verdikt der Partei hat etwas ganz anderes für einen Umbruch der Kalender-Industrie gesorgt - die Digitalisierung. Chinesinnen und Chinesen leben in den besten aller Welten. Sie nämlich feiern zweimal Neujahr. Das westliche, nach dem Gregorianischen Kalender berechnete Neujahr ist vorbei. Am 19. Februar folgt nach dem Mondkalender das Chinesische Neujahr oder Frühlingsfest. Die beiden Neujahr-Feierlichkeiten waren für die Produzenten von Kalendern stets ein gutes, hochprofitables Geschäft. Im Januar jeweils stapelten sich mehr oder weniger schöne Kalender auf dem Tisch Ihres Korrespondenten: von der Bank über den Handy-Anbieter bis hin zur Verwaltung des Pekinger Distrikts, in dem ich wohne.

Die Druckereien von Wand- und Schreibtisch-Kalendern tätigten gute Geschäfte, denn es gehörte zum politisch und wirtschaftlich korrekten Ton, dass Banken, Staatsfirmen, Telekoms, die Partei und die Regierung zum Jahreswechsel Kalender verschenken und Neujahrskarten verschicken. Besonders beliebt waren teure Exemplare. Aus Seide, wertvollen andern Stoffen oder aus feinem Reispapier gefertigte Kalender waren sündhaft teuer und deshalb gefragt. Auch die mit traditionellen Tusch-Zeichnungen versehenen Neujahrskarten waren - auch bei Ihrem Korrespondenten - jeweils hoch willkommen.

Doch vor etwas mehr als einem Jahr erliess die Disziplinarkommission der allmächtigen Kommunistischen Partei eine Verfügung, die den Kalender- und Neujahrskartenproduzenten einen Strich durch die lukrative Rechnung machte. Öffentliche Gelder, so der parteiliche Bannstrahl, dürften in Zukunft nicht mehr für solch «extravagante» Geschenke ausgegeben werden. Partei-Organen, Regierungsabteilungen, Staatsbetrieben und anderen öffentlichen Institutionen ist es jetzt ausdrücklich verboten, solche «formalistischen Geschenke» zu kaufen, zu drucken, zu versenden und zu verschenken. Dieses Kalender-Verbot reiht sich nahtlos ein in die von Staats- und Parteichef Xi Jinping seit seinem Amtsantritt im November 2012 verordnete Linie des Masshaltens und der «Frugalität» für Parteikader und Regierungsangestellte. Zuvor bereits wurde ein Gürtel-enger-schnallen bei offiziellen Essen und Festen befohlen unter dem Motto «vier Gerichte, eine Suppe». Geschenke überhaupt sind - theoretisch jedenfalls - im Zuge der Anti-Korruptions-Kampagne tabu.

Das Kalender-Verdikt traf die Industrie unerwartet. Auf dem Internationalen Handelsmarkt Yiwu in der boomenden Küstenprovinz Zhejiang - auch als der grösste En-Gros-Markt der Welt für Kleinprodukte bezeichnet - wurden wegen unverkaufter Kalender im vergangenen Jahr mehr als 100 Millionen Yuan (umgerechnet rund 17 Millionen Franken) verloren. Ein Kalenderproduzent klagt der Regierungszeitung «China Daily», dass er auf einem «Haufen Altpapier» sitze, denn die Bestellungen der Privatfirmen hätten die Orders der öffentlichen Institutionen bei weitem nicht wettgemacht. Für die 2015-Kalender ist die Nachfrage massiv eingebrochen, waren doch Staatsbetriebe und öffentliche Institutionen die Hauptauftraggeber.

Zentrum der Produktion ist der Cangnan-Kreis in Wenzhou (Provinz Zhejiang), wo 200 Druckereien für drei Viertel aller in China produzierten Kalender verantwortlich sind. Die Nachfrage, so wird Chen Bangding, Präsident der lokalen Kalender-Industrie-Vereinigung Cangang in der Partei-Tageszeitung «Global Times» zitiert, ist im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gesunken. «Es wird in Zukunft nicht leicht sein», sagte Chen, «sich auf die neue Situation einzustellen».

Chinesische Marktbeobachter weisen aber auch noch auf einen ganz andern Umstand hin. Sicher habe das parteiliche Verbot von Kalender-Geschenken die Kalender-Industrie stark getroffen, doch das sei nicht der einzige Grund. Die Digitalisierung hat offensichtlich eine nicht weniger wichtige Rolle gespielt. Die jungen Chinesinnen und Chinesen hätten längst, so das plausible Argument, den Schreibtisch- oder Wandkalender durch ein entsprechendes Angebot auf dem Smartphone oder dem Tablett ersetzt.

Nicht nur das. In den letzten paar Jahren haben online-Angebote Auftrieb erhalten und sind sehr populär. Damit können ganz persönliche Kalender gestaltet und zusammengestellt werden - beispielsweise mit den Photos der Kinder, Ferienbildern und dergleichen mehr. Viele machen davon Gebrauch und bezahlen je nach Ausführung zwischen 20 und 40 Yuan (rund 3 bis 6 Franken). Auch Neujahrskarten sind ein Verkaufsschlager. Für die mehr der Tradition verpflichteten Älteren indes gibt es nach wie vor eine reiche Auswahl an gedruckten Kalendern. Nur eben, diese zum Teil «extravaganten» Geschenke flattern am Jahresende oder Jahresanfang nicht mehr wie gewohnt gratis und franko ins Haus.

Die chinesische Kalender-Geschichte zeigt beispielhaft, wie schnell sich sicher geglaubte traditionelle Geschäftsfelder von Grund auf verändern können. Flexibilität und Anpassung sind gefordert. Die «Sozialistische Marktwirtschaft mit chinesischen Besonderheiten» ist dafür, wie die Kalender-Praxis beim Übergang vom Jahr des Holzpferdes zum Jahr des Schafes wieder einmal zeigt, besonders geeignet. Mit einem kleinen Wink der Partei natürlich...


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