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Kolumne


Produkt «Wahrheit»

Patrik Etschmayer / Dienstag, 31. März 2015

Seit einer Woche befindet sich die Öffentlichkeit in einem Schockzustand ob der Germanwings-Katastrophe in den französischen Alpen. Das Rätsel um die mutmassliche Wahnsinnstat des Co-Piloten, seine Motive und die Folgen für die Angehörigen machen dabei nur einige der tragischen Aspekte aus. Vielmehr wird hier auf krasse Art demonstriert, wie heute «Wahrheit» produziert wird. Das schreckliche Ereignis von Digne-les-Bains hat mehr als nur den unmittelbaren Schrecken ausgelöst. Ebenso schrecklich war das immer noch anhaltende, hemmungslose Spekulieren von und in den Medien, wobei jedes Halbwissen oder jede fehlende Information sofort in todsichere Schlagzeilen verwandelt wurden.

Das krasseste Beispiel war wohl die fixe Verwandlung des Co-Piloten Andreas L. in einen Islamisten durch PI-News. Die alleinige Information, dass bei der Durchsuchung von dessen Haushalt wichtige Informationen gefunden worden seien, reichte bereits dafür aus, einen der eigenen politischen Agenda entsprechenden Erguss unter dem Titel «Der Dschihadist von Germanwings» zu veröffentlichen um zu konstatieren, dass nun alle Verteidiger des Islam mit dem Rücken zur Wand stehen würden.

Dies war wohl die extremste Variante dessen, wie diese Milchkuh des Grauens gemolken wurde. Doch allein die Medien dafür verantwortlich zu machen ist ungerecht, denn diese sind - vor allem bei solchen Ereignissen, auf welche das Gros der Newskonsumenten eine schnelle, klare Antwort haben wollen - eine Echokammer in der auch die Stimmen und Fragen des Publikums widerhallen und so die Berichterstattung mit beeinflussen. Wobei das Publikum sich ja seine eigene Wahrheit am liebsten selbst auswählt und durch in Blogs tätige Erfüllungsgehilfen auch gleich verkünden lässt - siehe die oben erwähnte Dschihadisten-Ente.

Doch es machen sich nicht nur Randgruppen und -medien der Erschaffung der eigenen Wahrheit zur praktischen Verwertung im Eigeninteresse schuldig. Die Manipulation der Realität galt lange vor allem als das Geschäft totalitärer Regime mit zentral gesteuerter Presse. Doch heute scheinen einfach alle daran beteiligt zu sein. Selbst demokratisch legitimierte Regierungen verdrehen die Wahrheit nach Belieben. Wer die deutsche Sparpolitik (Stichwort «Schwäbische Hausfrau»), die auf einer vielfach als falsch erwiesenen ökonomischen Theorie (Austerität) beruht, betrachtet, sieht, wie ein Wunschbild in der Lage ist, die Realität in den Augen eines ganzen Volkes zu ersetzen, wenn dieses nur lange genug - auch im Widerspruch zu den realiter messbaren Zahlen - als wahr behauptet wird. Und wenn dann dasselbe Land dieselbe Politik von einem Schuldnerstaat fordert, dem es eigentlich selbst Unsummen aus Reparationen schuldet und eine riesige Anzahl der Menschen dort ruiniert, dabei noch daran verdient und in der eigenen Öffentlichkeit den Eindruck vermittelt, es würde einem undankbaren Schuldner Gelder quasi geschenkt, tut sich eine wahrhaftige griechische Tragödie auf.

In der virtuellen Welt kann heutzutage jeder seine eigene Realität kreieren und dank des Internets finden sich sicher nicht wenige Gefährten, die mit auf den Phantasie-Trip gehen und dabei voller Selbstgerechtigkeit (wie die Impfgegner) auch einige Unschuldige in Tod und Verderben reissen. Doch um aus einer vorgestellten Realität zeitweise oder gar permanent einen Fakt erstehen zu lassen, braucht es erhebliche Macht. Vor allem ist es wichtig, dass genügend Menschen sich durch diese propagierte Wahrheit in ihrer Art zu leben und in ihren Vorurteilen bestätigt fühlen, so dass sie diese der Realität gerne vorziehen.

Dabei hilft es, wenn die alternative Realität möglichst bipolar auftritt und das ganz klar Böse gegen das ebenso klare Gute stellt: «Faule Griechen gegen fleissige Deutsche», «faschistische Ukrainer gegen bedrohte Russen», «manipulative Wissenschaft gegen unschuldige CO2-Erzeuger», «Böse Pharmamultis gegen mutige Impfgegner» oder «wahrhaftige Christen gegen Evolutions-Propagandisten».

Ist jene Seite, welche die erfundene Wahrheit propagiert, stark genug, kann es dieser sogar gelingen, die Fakten so zu verformen (so diese denn formbar, das heisst, durch Menschen definiert sind, wie Schulden oder Staatsgrenzen), dass auf einmal eine neue, auf Lüge und Manipulation basierende Wahrheit mit zurecht gebogenen Fakten als neue Realität gilt. Wenn es um Dinge geht, bei denen die Wahrheit in den Naturgesetzen liegt, funktioniert keine noch so grosse Machtdemonstration - die Realität wird gewinnen, sei dies nun bei der Klima-Frage, bei der Evolution oder der Frage, ob man den Mond als Quelle für Käse benutzen kann (sorry, Wallace).

Gibt es aber irgendwo eine Wissenslücke, etwas, das sich nicht mehr rekonstruieren lässt, dann wird dort zum Teil mit egoistischem Vorsatz, zum Teil mit echtem Bemühen versucht, das Loch mit reiner Spekulation zu füllen, statt zuzugeben, dass es nun einmal Dinge gibt, die wir nicht wissen können. Was uns zur Germanwings-Katastrophe zurück bringt. Wie es aussieht, wird niemals herausgefunden werden können, was genau den Co-Piloten dazu brachte, seine Wahnsinnstat zu verüben. Trotzdem wird versucht, aus der psycho-medizinischen Vergangenheit des Piloten, und der Tatsache, dass er an Depressionen litt, eine letztgültige Erklärung für seine Tat zu finden. Amateur-Psychologen diagnostizierten völlig verfehlt denn auch schon «erweiterten Suizid». Doch Experten distanzieren sich von dieser Hypothese ebenso wie von der einer Amoktat und geben zu, dass jede abschliessende Antwort reine Spekulation wäre.

Hier kommt man an die Grenzen der feststellbaren Wahrheit, ausgerechnet in jener Situation in der in diesem Fall es vor allem für die Angehörigen der Opfer entscheidend wäre, eine Gewissheit zu bekommen, eine Antwort, egal wie schmerzhaft, um die Trauer irgendwann zum Abschluss bringen zu können. Die Frage ist: wäre es besser eine Antwort, auch wenn sie womöglich falsch ist, zu geben, oder darauf zu verzichten und mit den Hinterbliebenen einfach die Fassungslosigkeit über diese Wahnsinnstat zu teilen?

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