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Kolumne


Partner mit schlechtem Ruf

Patrik Etschmayer / Dienstag, 28. Juli 2015

Evolution hat die unangenehme Eigenschaft, immer zu funktionieren. Ob uns das nun passt oder nicht. Umso blöder, wenn wir nicht bemerken, dass wir selbst an einem vitalen und gefährlichen Punkt auf sie Einfluss nehmen und uns, im Glauben uns zu schützen, dabei schädigen. Bakterien haben einen schlechten Ruf. Den meisten Menschen fallen diese vor allem im Zusammenhang mit Krankheiten, verdorbenen Lebensmitteln, Tod und Verderben ein. Und so wurden uns diese kleinen Kerlchen ja auch schon seit den Zeiten ihrer Entdeckung vorgestellt. Pasteurisieren, sterilisieren, desinfizieren und was man sonst noch im Kampf gegen die Mikroorganismen macht, gelten zu Recht als grosse Errungenschaften der Menschheit. Impfen und Antibiotika haben Millionen das Leben gerettet und wenn jetzt wirklich ein Impfstoff gegen Malaria auf den Markt kommen sollte, wäre dies ein weiterer Schlag gegen uns gefährliche Mikroorganismen.

Doch diese Krankheitserreger - auch jene multiresistenten Keime, wie Clostridium Difficile, die in Spitälern Angst, Schrecken und den Tod verbreiten - sind einige wenige von Milliarden von Mikroorganismen, die uns gegenüber entweder gleichgültig sind oder uns sogar nützen. Denn Unmengen von Bakterien leben in und auf uns. Sie helfen uns beim Verdauen unserer Nahrung, sie beschützen unsere Haut vor Pilzbefall, sie bewahren uns vor Allergien und helfen uns, unser Gewicht zu bewahren.

Dass dies nicht die Ausnahmen sind, sollte uns anhand der Tatsache, dass wir - rein zahlenmässig - in unserem Körper in der Minderheit sind, klar werden: Auf und in uns leben zehnmal mehr Bakterien als wir Körperzellen haben. Ihr Gewicht bewegt sich je nach Körpergrösse zwischen zweieinhalb und vier Kilo, etwa doppelt so viel, wie unser Hirn wiegt.

Dieser regelrechte Dschungel von Kleinstlebewesen begleitet Tiere und Menschen seit Hunderten von Millionen Jahren und hat sich zum grossen Teil zusammen mit uns entwickelt und nicht gegen uns. Die Zusammenstellung variiert von Person zu Person, von Region zu Region und von Kontinent zu Kontinent scheinbar sehr stark. Zumindest nimmt man dies an, denn die Forschung in diesem Gebiet hat erst gerade begonnen und seit wenigen Jahren werden auch jene Bakterien systematisch gesucht und erforscht, die nicht von direktem medizinischem oder wirtschaftlichen Interesse für uns sind.

Doch schon jetzt zeigt sich, dass die Mikroben-Phobie unserer Gesellschaft verheerende Dinge in diesen «Biom» genannten Lebensgemeinschaften in unseren Körpern angerichtet hat. Der viel zu breite Einsatz von Antibiotika (sowohl in der Medizin als auch in der Landwirtschaft), die Verwendung von desinfizierenden Reinigungsmitteln und Seifen in Haushalten, die Verwendung von Farben und Beschichtungen an Häusern, die antibiotisch wirken (in den USA bei Renovationen unterdessen fast Standard und bei uns demnach auch bald Normalität), haben eine bedenkliche Entwicklung eingeleitet.

Denn diesen Attacken auf die Bakterien fallen vor allem die friedlichen Bakterien, die in Symbiose mit uns leben, zum Opfer. Wie neue Forschungen zeigen, entwickeln vor allem aggressive Bakterien Resistenzen, die in der Folge umso gefährlicher werden. Der Versuch, Bakterien mit Gewalt aus unserem Leben zu verdammen ist nicht nur aussichtslos, er ist idiotisch. Das Resultat ist ein Rüstungswettlauf mit diesen Mikrolebewesen, den wir unmöglich gewinnen können.

Auch scheinen manche Zivilisationskrankheiten mit diesem unbewussten Eingriff ins Biom zusammen zu hängen. Es gibt konkrete Hinweise darauf, dass beispielsweise Allergien durch die Veränderung des Bioms verursacht und auch bekämpft werden können. Schwere Verdauungskrankheiten wie Morbus Kron wurden in den USA bereits mit einer Verpflanzung der Darmflora kuriert, also mit den Darmbakterien einer anderen Person. Diese Fäkaltransplantation ist ein Beweis dafür, wie wichtig dass körperfremde Organismen für die Gesundheit sind. Und dass diese Verpflanzungen zum Teil grosse Gewichtsveränderungen gegenüber der Zeit vor der Erkrankung des Patienten verursachen können, ist ein Hinweis darauf, dass die Zusammenhänge noch um vieles komplexer sind, als man sich das bisher vorgestellt hat.

Die Fixierung auf das Negative der Bakterien hat uns zwar riesige Fortschritte in manchen Bereichen der Gesundheit gebracht, und niemand kann die Rückkehr zu Operationen mit Sepsis und Wundinfektion wünschen. Doch hysterische Hygiene an Orten, wo sie absolut unnütz ist (wie bei antiseptischen Handseifen, Klimaanlagen, welche die Aussenluft desinfizieren oder der schon erwähnten, weit überzogenen Verwendung von Antibiotika) bringt uns das Gegenteil dessen, das wir erhofft haben: Statt bessere Gesundheit zu liefern, zwingen diese Mittel jene Bakterien, die überleben wollen, aggressiv und resistent zu werden. Genau so, wie Evolution immer dafür sorgt, dass geänderte Umweltbedingungen die betroffenen Lebewesen zur Anpassung oder zum Aussterben zwingt.

Der neue Ansatz, dieses Universum von Lebewesen, dass seit Anbeginn der Evolution Teil der Lebensgemeinschaft war, zu erforschen ist positiv, aber ist für viele Menschen fremdartig, ja geradezu absurd. Denn der Ansatz des Kampfes gegen alles fremdartige und unbekannte ist wesentlich akzeptierter, ja geradezu ein Dogma geworden, in der heutigen Gesellschaft der westlichen Welt. Dazu wurde auch ein Grunprizip der Evolution gekidnappt und behauptet, dass nur der Stärkere überlebe. Dabei überleben jene, die sich am besten anpassen. Und das gilt auch, wenn die Anpassung durch Kooperation und Symbiose statt durch Konfrontation stattfindet.

Neoliberales Denken reflektiert sich auch im «Wir oder Sie»-Ansatz, der mit antibakteriellen Seifen, Putzmittel und Wand-Anstrichen gelebt wird. Die Idee, dass die meisten Bakterien für uns harmlos oder gar nützlich sein und uns vor Krankheiten sogar schützen können, ist für viele fast so abwegig, wie die Behauptung, dass Einwanderer eine Gesellschaft bereichern und verbessern könnten. Und die Tatsache, dass ein gesundes Biom einfach durch die Umwelt erworben und aufgenommen, aber nicht gekauft werden kann, macht diesen Weg zur besseren Gesundheit auch für die Pharma-Industrie unattraktiv.

So wird es diese Erkenntnis denn schwer haben, sich durchzusetzen. Doch in einer komplexen, von Chaos und Evolution geprägten Welt ist der Ansatz der Symbiose, der sich scheinbar seit Jahrmillionen bewährt hat, der einzige, der auf längere Sicht hinaus ein Überleben erlauben wird. Völlig egal, ob dies in den Zeitgeist hinein passt oder nicht.


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