Dieser hohe «evolutionäre Preis» ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass nicht alle Männer so aussehen wie der He-Man, meint William Lassek, Evolutionspsychologe der University of Pittsburgh in Pennsylvania.
Viele vorhergehende Studien haben deutlich gezeigt, dass Frauen muskulöse Männer bevorzugen. Dementsprechend haben sie auch mehr Sexpartner als magere und feingliedrige Herren.
Deutlich früherer Sexualverkehr
Dass die Muskelmasse allerdings auch ihren Tribut fordert, konnten frühere Studien ebenfalls belegen. Das Hormon Testosteron, das für das für den Muskelaufbau eine wesentliche Rolle spielt, unterdrückt das Immunsystem.
«Bisher hat noch kein Forscher die Vor- und die Nachteile von grossen Muskeln in der Bevölkerung untersucht», so Lassek. Der Wissenschaftler hat mehr als 5000 Männer, die bei der National Health and Nutrition Examination Study zwischen 1988 und 1994 mitgemacht haben, untersucht.
Die Probanden waren zwischen 18 und 49 Jahre alt. Je muskulöser die Männer waren - gemessen an der Arm- und Beinmuskelmasse - desto mehr Sexpartner hatten sie.



Alles hat seinen Preis: Zu viel Testosteron schwächt das Immunsystem. /


Die Studie zeigte zudem auch, dass die Muskelmänner deutlich früher ihren ersten Geschlechtsverkehr hatten als ihre mageren Kollegen.
Grösserer Appetit
Doch ganz ohne Nachteil waren die Muskulösen in der Studie auch nicht: Anhand der Muskelmasse konnte man die Nahrungsmengenaufnahme besser vorhersagen als durch den Body-Mass-Index oder dem Aktivitätslevel.
«Ein grösserer Appetit ist zwar in modernen Zeiten, in denen es an nahezu jeder Strassenecke ein Restaurant gibt, nicht von Nachteil. In der Frühzeit der Menschen war das allerdings schon ein Problem», meint Lassek.
Verglichen mit den dünnen und mageren Männern, weisen die Muskelprotze auch deutlich weniger weisse Blutkörperchen und Capsel-reaktive Proteine (CRP) - einem Entzündungsparameter - auf.
Muskelmasse ist antrainiert
Die Summe der Vor- und Nachteile beider Gruppen ist nach Lassek der Grund dafür, dass es heute immer noch Männer in allen Formen und Grössen gibt.
Als «nicht ganz nachvollziehbar» schätzt der Sexualmediziner Georg Pfau das Studienergebnis ein. «Muskelmasse ist nicht genetisch prädisponiert, sondern antrainiert», so der Mediziner.
Der heutige Lebensstil, bei dem viele zumeist sitzende Tätigkeiten ausüben, habe generell zu einer Verringerung der Muskel- und Zunahme der Fettmasse geführt. Dass Männer zur Steigerung ihrer sexuellen Attraktivität ins Fitnessstudio gehen, stehe ausser Zweifel.