von Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Freitag, 25. Juni 2010 / 10:49 h
Nun treffen sie sich in Toronto, um nach den vergangenen Meetings, die in einer Art Schockstarre abgehandelt worden waren, die Lösung für den Schrecken nach dem Crash zu finden. Und so einig man zuvor gewesen ist, als es um das Aufpusten der Blase gegangen war, so uneinig und divers sind nun die Visionen für die Zukunft.
Die grössten Gegner sind dabei Angela Merkel und Barack Obama. Während Merkel die EU nach langem hin und her und Jahren der Verschwendung auf einen strikten Sparkurs eingeschworen hat, um die galoppierenden Defizite unter Kontrolle zu bringen, will Obama nichts davon wissen, da eine solche Vollbremsung die sich zögerlich erholende Konjunktur gleich wieder abwürge.
Beide Seiten beharren dabei darauf, dass nur ihre Lösung die richtige sein könne, derweil an der Heimatfront schon wieder die Geschäfte aus dem Ruder laufen.
In Europa, für das Merkel zu sprechen vorgibt, erschüttern Streiks die am höchsten verschuldeten Länder und in den USA stottert die Konjunktur trotz rekord-hoher Staatsausgaben schon wieder.
Auch auf der Einnahmenseite kommen die beiden Seiten des Atlantiks nicht auf einen Nenner. Die von der EU favorisierte und als Allheilmittel gepriesene Bankenabgabe wird dabei aber nicht nur von den USA bekämpft, die um ihre Zentralfunktion als Finanzplatz fürchten, auch Kanada oder China (das aber noch nicht G8-Mitglied ist) mit ihren streng regulierten respektive staatlich kontrollierten Finanzinstituten sind gegen die Vorschläge aus der EU: Es leuchte nicht ein – und dies ist durchaus nachvollziehbar – warum man Banken, die unschuldig am Schlamassel seien, mit einer Steuer für die Sünden anderer bestrafen solle.
Analysten sind sich jetzt schon einig: Viel wird bei dieser Balgerei an den Gestaden des Lake Ontario nicht heraus kommen. Ob dies für die Weltwirtschaft negativ sein wird, lässt sich nicht genau sagen. Aber eins dürfte klar sein: Die G8 sind keine Weltregierung, kein homogener, dominierender Block. Zumindest nicht mehr. Solange noch alle vom aufgeblähten Wachstum profitierten, schien es tatsächlich so zu sein. Doch diese Einigkeit gründete in schlichtem Eigennutz.
Es gibt nichts besseres, als ein paar handfeste Krisen, um schlummernde Differenzen an den Tag zu bringen. Die diversen Immobilien-, Banken- und Staatsfinanz-Katastrophen, die sich seit drei Jahren wie Domino-Steine sequentiell anstossen, haben genau dies geschafft: China sträubt sich gegen eine Währungsreform, die USA wollen nicht sparen, die Europäer wollen, das alle sparen und neuen Steuern einführen, die Japaner und Kanadier wollen nichts davon wissen, und die Russen würden auch noch gerne ein Wörtchen einbringen. Ein Käfig voll schlecht gelaunter Katzen könnte sich nicht schlimmer streiten, als dies nun die Regierungschefs machen werden.
Dies könnte für die Bewältigung der Krise zwar schlecht sein. Aber es ist ein Trost für Kleinstaaten wie die Schweiz, die nicht zu diesen G-Gruppen eingeladen werden und sich von einem monolitischen Machtblock in die Ecke gedrückt sehen: Die Weltregierung findet bis auf weiteres nicht statt.