«Seine Erfolge haben die Behandlung der Unfruchtbarkeit möglich gemacht», begründete das Nobel-Komitee in Stockholm am Montag seine Entscheidung für den 85-jährigen Forscher. Bis heute verdankten rund vier Millionen Menschen ihr Leben der künstlichen Befruchtung.
Der 1925 in Manchester geborene Edwards ist emeritierter Professor an der Universität Cambridge. Bereits in den 1950er Jahren hatte Edwards die Idee zur sogenannten In-Vitro-Fertilisation (IVF). Edwards entwickelte daraufhin gemeinsam mit seinem 1988 verstorbenen Kollegen Patrick Steptoe die Befruchtung im Reagenzglas.
Dabei werden Eizellen ausserhalb des Körpers befruchtet und der Frau dann in die Gebärmutter eingepflanzt. Das IVF-Verfahren führte im Juli 1978 zur Geburt des ersten «Retorten-Babys». Louise Brown lebt in Grossbritannien und hat auf natürliche Weise Nachwuchs bekommen.
Entwicklung eines menschlichen Embryos. /


In einer gemeinsamen Erklärung mit ihrer Mutter Lesley sprach sie von einer «phantastischen Nachricht».
«Edwards hat mit seiner Arbeit eine monumentale Herausforderung bewältigt. Er musste auch starken Widerstand des Establishments überwinden», sagte Christer Höög vom Nobel-Komitee.
Kritische Worte aus dem Vatikan
Besonders die katholische Kirche hat sich gegen das Verfahren gewandt. Der Vatikan reagierte denn auch am Montag kritisch auf die Nachricht von der Nobelpreis-Verleihung an Edwards.
Obwohl die katholische Kirche Edwards' wichtige wissenschaftliche Errungenschaften anerkenne, dürfe man nicht vergessen, dass die künstliche Befruchtung «schwerwiegende moralische Fragen bezüglich des werdenden Lebens und der Würde der menschlichen Fortpflanzung» aufwerfe, sagte Bischof Roberto Colombo, Mitglied des päpstlichen Rates für das Leben.
Edwards ist gesundheitlich angeschlagen und lebt in einem Seniorenheim in Grossbritannien. Es sei fraglich, ob er den Preis im Dezember persönlich entgegennehmen könne, sagte ein Nobelkomitee-Sprecher. Der Preis ist mit 10 Millionen Schwedischen Kronen (1,45 Millionen Franken) dotiert.