Über dem Tahrir-Platz hing eine grosse Fahne, auf der eine neue Verfassung «jetzt, und nicht später!» gefordert war. Die am besten organisierte ehemalige Opposition, die Muslim-Bruderschaft, distanzierte sich klar von den weiteren Protesten. Die Revolution habe bereits viele ihrer Ziele erreicht, Mubarak und seine Entourage seien verschwunden, und nun sei es nicht an der Zeit um voreilig eine neue Verfassung durchzubringen, so die Gruppe gegenüber «Al-Jazeera».
Ausserdem habe sich das Volk vor einigen Wochen für eine geregelten Ablauf entschieden, in dem eine neue Verfassung durch ein Parlament entstehen sollte, dessen Mitglieder im September gewählt werden.
Ein zweiter «Tag der Wut» soll den Militärrat zum Umdenken bringen. /


Die Zeit für Proteste sei also falsch gewählt, so die Muslim-Bruderschaft weiter, obwohl sie den Wunsch nach Demokratie natürlich an vordester Front unterstützen.
Militär bleibt fern
Friedensnobelpreisträger und Oppositionsführer Mohammed al-Baradei sagte, er sei sehr besorgt über die Abwesenheit der Sicherheitskräfte. Der Militärrat hatte zuvor gewarnt, fragwürdige Elemente könnten versuchen, Chaos während der Proteste zu schüren. Die Streitkräfte wollten deswegen nicht präsent sein, um Zwischenfälle zu vermeiden.
Der Umsturz in Ägypten geriet in den letzten Wochen ins Chaos: Strassenkämpfe und Auseinandersetzungen zwischen Anhängern von verschiedenen Religionen drohen die Errungenschaften der Revolution wieder zu vernichten.