Nachdem es in den letzten Monaten ungewöhnlich still um sie geworden war, nutzte die clevere Republikanerin ihren Auftritt bei einem Treffen fahnenschwenkender und patriotischer Motorradfahrer, um ihre eigene Tour quer durchs Land zu beginnen.
Der Zeitpunkt schien perfekt gewählt und heizte Spekulationen über eine mögliche Präsidentschaftskandidatur Palins an. Die ehemalige Gouverneurin von Alaska sagte, sie «ziehe es schon irgendwie in Betracht».
«Ich glaube, jeder Kandidat der Republikaner hat bei einer Wahl sehr, sehr gute Chancen», sagte Palin. «Die Amerikaner sind bereit für echten Wandel.»
Seit ihrer Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidatin für John McCain 2008 ist Palin zur ständigen Attraktion in den Medien geworden.
Palin beendete ihren Wahlkampf nie ganz
Die Republikaner verloren zwar die Wahl, doch Palin beendete ihren Wahlkampf nie ganz. Sie trat als Gouverneurin von Alaska zurück und konzentrierte sich stattdessen auf die Vermarktung ihrer Bestseller, auf regelmässige Auftritte in der Öffentlichkeit, ihre eigene Reality-Show im TV sowie auf zahllose Twitter- und Facebook-Nachrichten an ihre Anhänger. Vor ein paar Monaten jedoch zog sie sich plötzlich zurück, mied die Medien fast vollständig und verlor in Meinungsumfragen an Popularität.
Nun, da sich die Republikaner langsam nach einem möglichen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr umsehen, ist Palin zurück. Zahlreiche Reporter und Anhänger umringten sie bei ihrer Bus-Tour, die diese Woche begann und vom Aufbau her an eine Wahlwerbeveranstaltung erinnert.
Die Republikaner haben viele mögliche Kandidaten.
Palin scheint bereits mitten im Wahlkampf zu sein - mit Vollgas. /


Nur wenige davon üben eine so starke Anziehungskraft auf viele Wähler aus wie Palin - und ebenso wenige Kandidaten schrecken gleichzeitig so viele Wähler ab.
35 Prozent der Amerikaner haben eine gute Meinung über Sarah Palin
Laut einer aktuelle Umfrage von CNN haben 35 Prozent der Amerikaner eine gute Meinung über Sarah Palin, 59 Prozent eine schlechte. Doch sie hat noch Zeit, an ihrem Image zu arbeiten. Der Nominierungsprozess für einen US-Präsidentschaftskandidaten erfordert Monate des Wahlkampfs und Spendensammelns und findet seinen Höhepunkt schliesslich in den Primaries, den innerparteilichen Vorwahlen, die in Dutzenden von Bundesstaaten abgehalten werden.
Der erste dieser Staaten, New Hampshire, stand diese Woche auf Palins Reiseroute. In anderen wichtigen Bundesstaaten läuft bald ein neuer Dokumentarfilm über ihr Leben an. Er ist die Arbeit eines konservativen Filmemachers, den Palin angeblich für diese Aufgabe ausgewählt hat.
Palins Anhänger haben Journalisten erzählt, dass sie den Beginn eines konventionellen Präsidentschaftswahlkampfes noch monatelang herauszögern und trotzdem die Nominierung der Republikaner gewinnen könnten.
Doch Palin scheint inzwischen bereits mittendrin zu sein - mit Vollgas.
Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.