Die Zeiten, als sich die USA ihre Probleme einfach durch neues Schuldenmachen vom Hals hätten schaffen können, seien endgültig vorbei.
Als grösster Gläubiger der einzigen Weltmacht habe China «jetzt alles Recht, von den USA zu fordern, dass diese ihr strukturelles Schuldenproblem in den Griff bekommen und die Sicherheit von Chinas Dollar-Vermögen sicherstellen», hiess es in einem Kommentar der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag.
Xinhua, die als Sprachrohr der Regierung in Peking gilt, warf den USA eine «kurzsichtige» Politik vor und forderte Kürzungen der «riesigen Militärausgaben» und der «aufgeblähten» Sozialausgaben. Sonst sei die jetzige Herabstufung nur der «Auftakt» zu noch «verheerenderen» Bonitätsnoten.
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte am späten Freitag (Ortszeit) die langfristige Kreditwürdigkeit der weltgrössten Volkswirtschaft um eine Stufe auf AA+ gesenkt. Die Ratingagentur zog damit Konsequenzen aus dem langwierigen Schuldenstreit in den USA.
Die chinesische Ratingagentur Dagong, deren Bewertungssystem von dem der US-Agenturen abweicht, stufte in der Folge die Bonität der USA von A+ auf A herab.
Weitere Herabstufung droht
Die einflussreichste der drei US-Ratingagenturen begründet ihren Entscheid mit den «politische Risiken», dass die USA nicht die nötigen Massnahmen ergreifen würden, um das Budgetdefizit in den Griff zu bekommen. Die Kürzungen gingen nicht weit genug. Es sei zudem zweifelhaft, ob sich Demokraten und Republikaner auf zusätzliche Einsparungen einigen könnten.
Auch den Ausblick bewertete die Agentur mit negativ.
Blick auf das Finanzzentrum von Shanghai: Grösster Gläubiger der USA. /


Damit drohe den USA in den nächsten zwölf bis 18 Monaten eine weitere Herabstufung, falls die von der US-Regierung ausgegeben Sparziele nicht eingehalten würden, hiess es.
Kritik aus dem Weissen Haus
S&P hatte Mitte Juli angekündigt, die US-Bonitätsnote zu überprüfen und eine Herabstufung vom Ausgang des Schuldenstreits abhängig gemacht. Die Agentur mahnte damals Einsparungen von vier Billionen Dollar an.
Der nach wochenlangem Ringen im Kongress am Dienstag besiegelte Kompromiss sieht dagegen nur Einsparungen von etwas mehr als zwei Billionen Dollar vor.
Börse von Riad stürzt ab
Die wichtigste arabische Börse war der erste grosse Handelsplatz weltweit, der auf die Nachricht von der US-Herabstufung reagieren konnte. Alle anderen wichtigen Börsenplätze waren wegen des Wochenendes geschlossen. Experten verwiesen mit Blick auf die Kursverluste in Saudi-Arabien auch auf die Schuldenkrise in Europa.
«Die Entscheidung von S&P und die Schuldenprobleme in Europa erfüllen die Anleger mit Angst», sagte der Finanzanalyst Abdulwahab Abu Dahesch.
Der Ökonom Mohammed al-Omran verwies daneben im Fernsehsender Al-Arabija auch auf den gefallenen Rohölkurs, der als Hinweis auf eine weltwirtschaftliche Abschwächung gesehen werden kann. So verloren Öl- und Gasunternehmen an der Börse von Riad am Samstag durchschnittlich 6,7 Prozent.
Hart wurden auch Bauwerte getroffen, die 6,4 Prozent fielen. Etwas besser erging es Bankaktien, die im Durchschnitt 4,7 Prozent nachgaben.