«Ich glaube, die Amerikaner haben erkannt, dass wir uns die Politik des Präsidenten keine weiteren vier Jahre leisten können», meinte Romney. «Diese Politik ist einfach nicht länger tragbar.»
Seit Mitt Romney vor sechs Jahren zum ersten Mal für das Amt des Präsidenten kandidierte und Anlauf auf das Weisse Haus nahm, konnte er weder in seiner eigenen Partei noch im Rest des Landes grössere Begeisterung für seine Person wecken. Selbst jetzt, in den letzten Wochen seiner zweiten Kandidatur, erfährt er keinen riesigen Popularitätsschub.
Romney 48 Prozent - Obama 47 Prozent
Laut CNNs Umfrage «Poll of Polls», die sich aus drei unabhängigen, landesweiten Studien zusammensetzt, führt Herausforderer Romney inzwischen mit 48 Prozent vor Amtsinhaber Obama mit 47 Prozent.
Obwohl es sich nur um einen Vorsprung von einem Prozentpunkt handelt, spiegelt dieser vielleicht einen entscheidenden Wechsel wider. Romney fiel in den letzten Umfragen nicht nur hinter Obama zurück, er verlor immer mehr Rückhalt unter den Wählern. Zumindest ist dieser Abwärtstrend für den Moment gestoppt und es sieht sogar so aus, als konnte er sich ein wenig nach vorne Kämpfen.
Den Startschuss dazu lieferte die TV-Debatte der letzten Woche zwischen ihm und Obama: 90 Minuten, die landesweit im Fernsehen übertragen wurden und den Wählern eine überraschende Momentaufnahme der beiden Kandidaten lieferten. Während Obama unnahbar und leidenschaftslos wirkte, schien Romney viel energiegeladener und einfühlsamer, als viele Amerikaner erwartet hätten.
Falls einige Demokraten sich bereits ein paar entspannte Wochen bis zur Wahl am 6.
Mitt Romney befürwortet einen radikalen Kurswechsel: «Glaube an Amerika».
/


November ausgemalt hatten, waren das TV-Duell und die kurze Zeit später folgenden Umfrageergebnisse für die Parteiführer eine hervorragende Gelegenheit, die Parteimitglieder nochmals auf den Wahlkampf einzuschwören.
Kopf-an-Kopf-Rennen
«Wir haben von Anfang an gesagt, dass es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hinauslaufen wird. Das Rennen wird bis zum Wahltag sehr knapp bleiben», sagte Obamas stellvertretende Kampagnen-Managerin Stephanie Cutter.
Bei den jüngsten Umfragen richtet sich die Aufmerksamkeit allerdings nur auf Zahlen, die weitaus wichtiger sind: die Handvoll «Swing States», in denen beide Lager um jene Wähler konkurrieren, die am Ende das Zünglein an der Waage sein könnten.
In Amerika werden die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl staatenweise ausgewertet. In den meisten Bundesstaaten gewinnen erfahrungsgemäss jedes Mal entweder die Demokraten oder die Republikaner; auch die Mehrzahl der Bürger gibt bei jeder Wahl der gleichen Partei ihre Stimme. In den nächsten drei Wochen wird es ein schwieriges Unterfangen sein, die unentschlossenen, noch zu überzeugenden Wähler in den hart umkämpften «Swing States» für das jeweilige Lager zu gewinnen. In Ohio, Pennsylvania und Florida schmilzt Obamas Vorsprung; Colorado hat er vielleicht bereits an Mitt Romney verloren.
Nach langem Warten hat Romney ein paar recht gute Umfragewerte vorzuweisen. Viel Wartezeit bleibt nicht mehr.
Jonathan Mann
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Seine Kolumne steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung. Mehr über das US-Wahljahr 2012 unter http://edition.cnn.com/ELECTION/2012.