In dem Gebäude tätige Arbeiter berichteten, sie hätten bereits am Vortag Risse an dem Haus entdeckt. Das Gebäude in einem Vorort von Dhaka stürzte am Mittwochmorgen in sich zusammen.
Laut Bangladeschs Innenminister Muhiuddin Khan war es illegal errichtet worden. In dem Haus waren unter anderem mehrere Textilwerkstätten untergebracht. «Die meisten Toten sind Textilarbeiter», sagte der Arzt Hiralal Roy AFP. Es gebe mindestens 1000 Verletzte.
In einer Situation, die der nach einem Erdbeben ähnelte, versuchten hunderte Feuerwehrleute und Militärhelfer, die verschütteten Opfer mit schwerem Gerät zu bergen. «Das ganze Gebäude fiel innert Minuten in sich zusammen», sagte Zehadul Islam von der Feuerwehr. Die Rettungsarbeiten könnten Tage dauern.
Die meisten der Toten sind nach offiziellen Angaben Frauen, die in den vier Fabriken arbeiteten. Bilder zeigten, dass das Betongebäude im Gebiet Savar, etwa 20 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Dhaka, im hinteren Teil fast ganz in sich zusammengefallen war.
Firmeninhaber ignoriert Verbot
Aus den Trümmern waren immer wieder Schreie zu hören. «Wir sind hier 30 Leute. Bitte retten sie uns», rief eine Frau.
Auch in Savar sind einstürzende Häuser keine Seltenheit. (Archivbild) /


Der Eigentümer des Hauses, laut lokalen Medienberichten ein Funktionär der Regierungspartei, wurde lebend gerettet.
Einige Arbeiter berichteten, schon am Dienstag hätten sich Risse in den Wänden des Gebäudes gebildet, woraufhin das Haus evakuiert worden sei. Die Vorgesetzten hätten jedoch verfügt, dass die Angestellten zurück in das Gebäude gehen mussten.
Eine für die Industrie zuständige Einheit der Polizei erklärte, die Öffnung der Fabriken sei untersagt worden, doch das hätten die Firmeninhaber ignoriert.
Zwei der Fabriken in dem Haus produzierten nach Angaben der Hilfsorganisation Zentrum für Arbeitersolidarität Bangladesch Kleidung für die spanische Kette Mango und das italienische Unternehmen Benetton. Beide Unternehmen wiesen dies zurück.
Nationaler Trauertag
Die Organisation der Textilproduzenten und Exporteure Bangladeschs teilte mit, in Fabriken in dem Gebäude hätten insgesamt mehr als 2600 Menschen gearbeitet. Die Ministerpräsidentin von Bangladesch, Sheikh Hasina, rief für Donnerstag einen nationalen Trauertag aus.
Einstürzende Häuser sind in Bangladesch keine Seltenheit, da Bauvorschriften oft missachtet werden. Schon beim Einsturz einer Textilfabrik im Jahr 2005 waren in Dhaka mindestens 70 Menschen getötet worden. Im November starben in Dhaka mehr als hundert Menschen beim Brand in einer Textilfabrik.
Mit rund 4500 Textilfabriken ist Bangladesch der zweitgrösste Bekleidungshersteller der Welt. Grosse westliche Unternehmen lassen dort kostengünstig Kleidung nähen. In vielen Werkstätten mangelt es an Brandschutz und Fluchtwegen.