Das Vorhandensein von eigenen Persönlichkeiten bei Tieren ist wissenschaftlich bestätigt und lässt sich am deutlichsten bei Katzen und Hunden beobachten. Unklar war allerdings bislang, ob auch kleinere Organismen mit weniger entwickelten Gehirnen eigene Charaktermerkmale entwickeln können. Um diese Frage zu beantworten, untersuchten die Forscher die indische Spinne Stegodyphus sarasinorum, eine von wenigen Arten, die in Kolonien leben. Die Grundannahme ist, dass eine solche soziale Lebensform die Wahrscheinlichkeit unterschiedlicher Persönlichkeiten innerhalb einer Gruppe erhöht.
Anstatt mehrere Eigenschaften zu beobachten, konzentrierten sich die Wissenschaftler auf das Merkmal Mut.
Die indische Spinne Stegodyphus sarasinorum lebt in einer Kolonie. /


Bei Spinnen zeigt sich dieses durch die Tendenz, schneller aus dem Nest zu krabbeln, wenn sich ein Beutetier im Netz verfangen hat. 40 Nester wurden gesammelt, einzelne Spinnen auf ihren Aggressivitätsgrad untersucht und entsprechend markiert. In künstlichen Nestern wurde in der Folge beobachtet, wie die Spinnen auf ein simuliertes Insekt in ihren Fangnetzen reagieren.
Aufgabenteilung anhand des Charakters
Die Auswertung der Daten hat gezeigt, dass jene Spinnen, die mehr Aggressivität zeigten, auch jene waren, die mutiger auf die Beute in ihrem Netz reagierten. Mut und Aggressivität der Spinnen liessen sich zudem nicht auf die Körpergrösse zurückführen. Daraus schliessen die Forscher auf das Vorhandensein individueller Persönlichkeitsmerkmale.
Darüber hinaus kommen sie zu dem Ergebnis, dass die Persönlichkeitsmerkmale dafür ausschlaggebend sind, welche Aufgabe die jeweilige Spinne übernimmt. Mutigere und aggressivere Spinnen kümmern sich um die Beute im Netz, während die zurückhaltenderen im Nest den Nachwuchs betreuen oder andere weniger gefährlichere Aufgaben übernehmen.