Abgeordnete der Republikanischen Volkspartei (CHP) und der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) legten Parlamentspräsident Cemil Cicek die Unterstützerunterschriften für die offizielle Nominierung des 70-jährigen Politikneulings vor. Es wird allgemein erwartet, dass die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) am Dienstag Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan als ihren Kandidaten nominieren wird.
Der tiefgläubige Ihsanoglu, der bis Dezember der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) vorsass, soll Erdogan bei der gläubigen Wählerschaft Stimmen abjagen.
Die Entscheidung der Opposition für einen eher konservativ-islamischen Politikneuling alarmierte allerdings viele säkulare Türken, die ohnehin besorgt sind über eine Entwicklung, die sie als zunehmende Islamisierung des öffentlichen Lebens betrachten. Derartigen Bedenken versuchte Ihsanoglu entgegenzuwirken, indem er betonte, er sei dafür, «die Religion aus der Politik zu halten».
Der tiefgläubige Ekmeleddin Ihsanoglu, der bis Dezember der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) vorsass, soll Erdogan bei der gläubigen Wählerschaft Stimmen abjagen. /


Während sich die nationalistische MHP geschlossen hinter Ihsanoglu stellte, weigerten sich 21 CHP-Abgeordnete, seine Kandidatur zu unterstützen. Der Diplomat, der fünf Sprachen spricht, gilt als gemässigte und versöhnende Figur - ganz im Gegensatz zu Erdogan, der gerade im vergangenen Jahr mit seinem autoritären und unnachgiebigen Auftreten die Gesellschaft gespalten hat.
Eine Umfrage des Genar-Instituts zufolge kann Erdogan bei der Wahl am 10. August dennoch mit 55,2 Prozent der Stimmen rechnen. Ihsanoglu wird demnach abgeschlagen bei 35,8 Prozent landen.