Forschungsleiter Benjamin Darbro betonte, dass der Nachweis einer genetischen Verbindung zwischen Autismus und Krebs nicht neu sei. Frühere Studien hätten bereits gezeigt, dass es bei Risikogenen zu einer Überschneidung komme. Die in PLOS One veröffentlichten Studienergebnisse zeigten jedoch, dass diese Überschneidung viel grösser sei als bisher angenommen und dass sie einen Einfluss auf ein geringeres Krebsrisiko haben kann.
Unterschiede in genetischer Struktur
Die Wissenschaftler analysierten Daten der ARRA Autism Sequencing Collaboration, die Informationen zu Genvarianten bei Patienten mit Autismus in grossem Umfang zur Verfügung stellt. Diese Daten wurden mit jenen der Exome Variant Server-Datenbank verglichen, die Daten zu Genvarianten für mehr als 6500 Personen liefert, die nicht an Autismus erkrankt sind. Es zeigte sich, dass Personen mit Autismus über mehr seltene Genvarianten bei den Onkogenen, also jenen Genen verfügten, die Krebs verursachen können. Diese Zunahme konnte jedoch bei Tumorsuppressorgenen nicht nachgewiesen werden.
In einem nächsten Schritt stellten die Forscher sicher, dass diese Unterschiede ausschliesslich auf Unterschiede der genetischen Struktur bei Autismus zurückzuführen waren. Im Vergleich mit den Kontrolldaten verfügen Autismus-Patienten über deutlich mehr DNA-Variationen bei Genen, die bereits mit Autismus, Epilepsie und geistigen Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht wurden. Bei der Analyse von Genen, die bei anderen Krankheiten wie Skelettdysplasie, Retinitis pigmentosa und dilatativer Kardiomyopathie entscheidend sind, konnte bei den DNA-Variationen kein Unterschied zwischen den Autismus-Patienten und der gesunden Kontrollgruppe festgestellt werden.
Das Krebsrisiko bei Autisten ist geringer. (Symbolbild) /

Geringstes Krebsrisiko bei Kindern
Die Wissenschaftler untersuchten abschliessend, wie sich diese Forschungsergebnisse auf das Krebsrisiko von Autisten auswirkte. Dafür wurden die elektronischen Krankendaten von Patienten der Krankenhäuser der Universität analysiert. Dabei handelt es sich um 1837 Patienten mit Autismus und 9.336 Patienten ohne diese Krankheit. Autisten scheinen gegen Krebs geschützt zu sein. Nur 1,3 Prozent der ersten Gruppe erkrankte. Bei der zweiten waren es 3,9 Prozent. Das Risiko bei autistischen Kindern unter 14 Jahren war sogar 94 Prozent geringer.
Ein weiterer Abgleich der Daten mit anderen Erkrankungen bei Autismus-Patienten wie Bluthochdruck oder Diabetes erbrachte keinen Zusammenhang. Nach weiteren Analysen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass der Schutz vor Krebs bei Autismus-Patienten tatsächlich genetisch bedingt ist. Die Forscher halten es laut Medicalnewstoday für denkbar, dass Autismus eines Tages auch mit Krebsmedikamenten behandelt werden könnte.