Die Beschwerdekommission habe «eindeutige und überzeugende Belege für Betrug» in einer Anzahl von Wahllokalen gefunden. Neu ausgezählt werden müssten die Stimmen aus allen Lokalen, in denen mehr als 100 Prozent der erwarteten Wahlberechtigten gewählt hätten.
Die ECC wies die afghanische Wahlkommission (IEC) an, Stimmen aus betroffenen Wahllokalen zu überprüfen und erneut auszuzählen. Bevor die Vorwürfe nicht geklärt sind, darf kein amtliches Ergebnis verkündet werden. Damit steht bis dahin auch kein Gewinner fest.
Die Betrugsvorwürfe richten sich in erster Linie gegen das Lager von Präsident Hamid Karsai, der nach der Auszählung von 90 Prozent der Wahllokale deutlich in Führung liegt. Karsai habe nach derzeitigem Stand 54,1 Prozent der Stimmen erhalten, teilte die afghanische Wahlkommission mit.
Unklares Wahlergebnis: Hamid Karzai. /


Sein wichtigster Herausforderer Abdullah Abdullah folgt laut den Angaben mit 28,3 Prozent.
Rund 200'000 Stimmen aus 447 der insgesamt rund 26'000 Wahllokale würden bei dem vorläufigen Wahlergebnis nicht berücksichtigt, hiess es weiter. Diese Stimmen seien «verdächtig» und zur Überprüfung an die Beschwerdekommission gegeben worden.
Anschlag am Flughafen
Angesichts der massiven Fälschungsvorwürfe drängen die USA und die UNO Präsident Karsai nach Medienberichten zu einer gründlichen Überprüfung der Wahl.
Zuvor hatte sich ein Selbstmordattentäter in einem Auto vor dem Haupteingang des NATO-Luftwaffenstützpunktes am Kabuler Flughafen in die Luft gesprengt. Dabei riss er drei Zivilisten mit in den Tod, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte.
Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid bekannte sich gegenüber der Nachrichtenagentur AFP zu der Tat. Der Selbstmordattentäter habe 500 Kilogramm Sprengstoff gezündet.