Je nach Hierarchiestufe und Branche verändert sich die Vergütungshöhe jedoch sehr unterschiedlich: Die Gehälter aussertariflich bezahlter und leitender Angestellter können beispielsweise entweder noch moderat steigen oder stagnieren auf dem Vorjahresniveau. Im Industriesektor, vor allem der Automobil- und Chemiebranche, die besonders stark von der Krise betroffen ist, werden die Bezüge der Vorstandsmitglieder und leitenden Angestellten 2010 sogar um 5 bis 15 Prozent sinken.
Variable sinkt
Generell zeichnet sich in ganz Europa der Trend ab, dass die variablen Bezüge (Auszahlung für 2009) im nächsten Jahr im Durchschnitt um einen zweistelligen Prozentsatz sinken werden. «Trotz Wirtschaftskrise dürfen sich die Unternehmen nicht nur auf die Reduzierung der Personalkosten konzentrieren, sondern müssen ihre Position auf dem Markt stärken. Ein Defizit in der Wettbewerbsfähigkeit auf Grund mangelnder qualifizierter Arbeitskräfte wäre langfristig schwerwiegend», sagt Alexander v. Preen, Geschäftsführer und Partner der Managementberatung Kienbaum.
Österreich ganz vorne
Im deutschsprachigen Raum erhalten Spezialisten in Österreich 2010 die grösste Gehaltserhöhung: 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr haben sie künftig voraussichtlich im Portmonee, während ihre deutschen Kollegen 2,3 Prozent und Schweizer Spezialisten lediglich 1,9 Prozent mehr verdienen. Im Schnitt erhalten Führungskräfte und Angestellte in Österreich einen Gehaltserhöhung von 3,3 Prozent, in Deutschland sind es 2,2 Prozent und in der Schweiz 2,0 Prozent. Auch im Topmanagement streichen österreichische Manager die grössten Gehaltssteigerungen ein: 2010 verdienen sie 3,2 Prozent mehr; in der Schweiz werden es voraussichtlich 2,5 Prozent mehr sein. Schlusslicht im Dreiländervergleich ist das Topmanagement in Deutschland: Dort steigt die Vergütung lediglich um 2,2 Prozent.
«Die Gehälter in Österreich werden 2010 mit rund einem Prozentpunkt signifikant stärker steigen als in Deutschland und der Schweiz – und das, obwohl sie damit sogar durchschnittlich 0,5 bis ein Prozentpunkt unter den ursprünglichen Erwartungen liegen. Eine der Ursachen für die hohe Steigerungsrate ist die traditionell grosse Verhandlungsmacht der österreichischen Arbeitnehmervertreter, weshalb die kollektivvertraglichen Abschlüsse regelmässig über der Inflationsrate liegen», sagt v. Preen.
Gehälter in Russland steigen am stärksten
Für Osteuropa prognostiziert Kienbaum wesentlich höhere Steigerungsraten bei der Vergütung als in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
In Österreich gedeiht es gut: 3,5 Prozent mehr Gehalt wird den dortigen Spezialisten prophezeiht. /


Spitzenreiter ist Russland: Dort werden die Gehälter durchschnittlich um 9,5 Prozent steigen. Allerdings beträgt die Inflationsrate im nächsten Jahr rund zehn Prozent. Deshalb haben die Menschen in Russland unter dem Strich sogar weniger Kaufkraft zur Verfügung als im Vorjahr.
Auf Platz zwei im Ranking der Gehaltssteigerungen in Europa liegt mit 6,7 Prozent Rumänien. Die Steigerungsrate der Vergütung ist hier stark rückläufig: Von 2007 auf 2008 stiegen die Gehälter in Rumänien noch um mehr als 13 Prozent. Ursächlich für diesen Trend sind rückläufige Investitionen westlicher Unternehmen, die wiederum eine gesunkene Nachfrage nach Arbeitern und damit ein Ansteigen der Arbeitslosenquote zur Folge haben. Das wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Gehälter aus.
Steigerungsraten nur halb so hoch wie im Vorjahr
Nach Bulgarien, wo mit 4,5 Prozent die Gehälter am drittstärksten in Europa steigen, liegen Polen und Tschechien mit 3,9 Prozent gleichauf. Zwar ist Polen das Land mit dem stärksten Wirtschaftswachstum im osteuropäischen Raum und wirtschaftlich unabhängiger, weil es im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern nicht so stark vom Export abhängig ist. Trotzdem hat sich die Steigerungsrate mehr als halbiert: Im Vorjahr betrug sie noch knapp zehn Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Tschechien, wo die Gehälter von 2007 auf 2008 noch um durchschnittlich 8,2 Prozent stiegen.
Finnland an der Spitze in Resteuropa
Noch wesentlich moderater ist die Entwicklung der Gehälter im restlichen Europa: Vorne liegen Finnland mit 3,5 Prozent, Österreich mit 3,3 Prozent sowie Griechenland und Norwegen mit drei Prozent. Es folgen die Niederlande mit 2,7 Prozent, Dänemark mit 2,4 Prozent und Schweden mit 2,2 Prozent. Die geringsten Gehaltssteigerungen in Europa wird es 2010 in Frankreich und Grossbritannien geben: Dort steigt die Vergütung im Schnitt nur um 1,4 Prozent.