Es ist für viele von uns eine Überraschung, dass der Präsident, den wir dabei beobachten, wie er zwei Kriege führt, eine Rezession bekämpft und in den Genuss eines Friedensnobelpreises kommt, einer Leidenschaft fürs Golfen frönt.
«Es ist das erste Mal, dass ich sechs Stunden draussen bin», sagte er einem Reporter von CBS News. «Und dann trifft man nicht richtig und es wird ein schrecklicher Schlag und alle Freunde lachen einen aus. Es fühlt sich so an, als ob man alles einmal hinter sich lässt, wissen Sie.»
Obama ist seit langer Zeit als ein versierter und manchmal auch etwas ungestümer Basketballspieler bekannt. In Washington sind Einladungen zu Obamas oft stattfindenden Basketballspielen nach Feierabend gemeinsam mit anderen Spielern aus dem Kabinett und dem Kongress sehr begehrt.
24 Mal auf dem Golfplatz
Aber er schaffte es auch, in den ersten 40 Wochen als Präsident 24 Mal den Golfplatz zu besuchen. Sein Vorgänger benötigte für diese Zahl fast drei Jahre.
Schliesslich hörte Bush während seiner Amtszeit sogar auf zu spielen. Berichten zufolge war er der Meinung, dass Golf eine zu fröhliche und gemächliche Sportart für einen obersten Befehlshaber in Kriegszeiten darstelle.
Anscheinend sieht Obama das anders. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass sein Spiel deswegen nicht genauestens unter die Lupe genommen würde. Journalisten haben sich mit seinen Fertigkeiten befasst.
Bisher wurde Obama nur von Männern auf der Tour bis zum Loch 18 begleitet. /

Obamas persönliche Golfbälle. /


«Nicht ganz präsidial, aber auch nicht furchtbar», resümierte das «Time Magazine». Kritiker merkten an, dass er stets nur in Begleitung von Männern spiele, und zwar sowohl Basketball wie auch Golf.
Frauen in der Politik und auf dem Spielfeld
Obwohl er es bei seiner Regierungsbildung sehr gerne sah, dass Frauen Positionen einnahmen, ist dies auf dem Spielfeld nicht der Fall. «Sie verpassen die Gelegenheit, mit dem Präsidenten engere Bande zu knüpfen; diese knüpft Obama dann stattdessen mit anderen, mit denen er sich selbst umgibt», so die engagierte Frauenrechtlerin Amy Siskind.
Obama bezeichnete diese Einschätzung als «Quatsch». Doch erst nachdem all diese Fragen aufgekommen und kritische Stimmen immer lauter geworden waren, fand der Präsident eine Vertreterin des anderen Geschlechts zum Golfen. Letztes Wochenende war mit Melody Barnes, die ihn im Weissen Haus in innenpolitischen Fragen berät, erstmals eine Frau im Team auf dem Golfplatz. Die Presse war zur 18-Loch-Runde nicht zugelassen; Melody Barnes selbst gab keinerlei Stellungnahme ab. Doch vermutlich wird ihre Anwesenheit Obamas Kritiker zum Schweigen bringen, so dass er wieder dazu übergehen kann, sich auf das Spiel zu konzentrieren.
Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.