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Dankbar für den Knüppel
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von Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Donnerstag, 5. November 2009 / 11:56 h
Der Deal sei perfekt gewesen, heisst es. Und nun das! GM will nicht mehr verkaufen. Opel bleibt an der US-Klitsche kleben. Es wird mit Entlassungen im fünfstelligen Bereich gerechnet, denn das GM-Konzept sehe mindestens 10'000 Kündigungen vor. Mehr seien möglich. Und dies nur bei Opel selbst. Die Schockwelle wird in der Folge quer durch die Zulieferindustrie bis in die Schweiz laufen und auch dort viele Arbeitsplätze kosten.
Tritt nun dank GMs Rückzieher vom Verkauf also der Opel-GAU ein? Die Frage müsste viel eher sein: Hätte der Magna-Sberbank-GM-Deal denn wirklich die Rettung gebracht? Oder noch viel harscher: Rannte die Deutsche Regierung in den letzten Monaten einem unerfüllbaren Traum nach, einer Illusion, dass alles einfach gut werden könne?
Schon die Motive von Magna, dem österreichisch-kanadischen Zulieferkonzern waren undurchsichtig. Magna liefert an fast alle grossen Automobilkonzerne in Europa und den USA Baugruppen. Ein Zulieferer darf in den Augen vieler Kunden zwar durchaus mit der Konkurrenz zusammenarbeiten, aber sicher nicht selbst als Konkurrenz auftreten. Doch genau das wäre bei Magna der Fall gewesen. Was hatte also Magna-Boss Stronach vor? Scheinbar hätte er sich damit abgefunden, sein Stammgeschäft de-facto zu verlieren. Doch wodurch hätte er es ersetzt?
Die Tatsache, dass im nun geplatzten Deal die russische Grossbank Sberbank das meiste Geld hätte einschiessen sollen, zeigt, dass Magna gehofft hatte, den russischen Automarkt mit Hilfe von Opel-Hightech aufzurollen.
Doch diese Offensive hätte in der russischen Autoindustrie, in die Sberbank investiert hat, stattgefunden. Opel hingegen wäre kaum grosse Exporte dorthin gelungen und hätte höchstens Entwicklungsaufträge bekommen. Das Problem von Opel – die grossen Überkapazitäten – wären damit nicht gelöst worden.
Die Vision von Magna-Chef Stronach, in kurzer Zeit mehr als eine halbe Million Autos in Russland zu verkaufen, entbehrte jeder realistischen Grundlage. Dass die deutsche Regierung auf diesen Deal überhaupt je eingestiegen ist, ist erstaunlich und eigentlich nur durch den Wahlkampf und die irre Hoffnung, dass irgend ein Wunder passieren könnte, zu erklären.
Die realistische Einschätzung der Autoindustrie war schon seit Jahren, dass es in Europa eine erhebliche Überkapazität, eigentlich einen Hersteller zu viel, gibt. Lange Zeit galt Fiat als Wackelkandidat, doch die Italiener haben sich irgendwie aufgerappelt. Mit der Krise und dem GM-Absturz hingegen, kam Opel auf den heissen Sitz.
Dies zu akzeptieren war für die deutsche Regierung nicht möglich: Der Wahlkampf in der Krise machte die Rettung von Opel zu praktisch jedem Preis zur Ultima ratio der grossen Koalition in Berlin. Bürgschaften, Kreditversprechen – auch von anderen Ländern mit Opel-Standorten – in Milliardenhöhe wurden in Aussicht gestellt. Dies kombiniert mit «visionären» Investoren sollte dem angeschlagenen Autobauer zu einer rosigen Zukunft verhelfen.
Eigentlich sollten Magna und die deutsche Regierung GM für den Knüppel, der im letzten Moment zwischen die Beine geschmissen wurde, dankbar sein. Was immer jetzt schief gehen, wem immer jetzt gekündigt, wo immer nun ein Werk geschlossen wird: General Motors wird schuld sein, egal, ob es wiederum schlechte Geschäftsentscheidungen aus den USA oder die Realitäten des Marktes sein werden, die bei Opel zu harschen Einschnitten führen.
Momentan sieht es noch so aus, als sei ein unrealistischer Plan durch gar keinen Plan (ausser sparen, sparen, sparen!) ersetzt worden. Leidtragende sind natürlich auch jetzt wieder die Arbeitnehmer, die die letzten Monate schon ohne Unterbruch in einer Achterbahn der Gefühle verbracht haben, die vorwiegend abwärts donnerte.
Doch am Ende war es die Politik, die versuchte, die hässliche Realität mit viel rosa Farbe und Steuergeld wegzutünchen und so das Unvermeidliche einfach herauszögerte – was nun die Frustration umso grösser macht.
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