Seraina Lutz / Quelle: news.ch / Montag, 10. Mai 2010 / 10:18 h
news.ch:
Herr Ghiatras, was sagen Sie zur momentanen Situation in in Ihrem Heimatland Griechenland?
Stavros Ghiatras:
Die Situation ist nicht gut, besser gesagt, sie ist katastrophal. Aber ich bin guten Mutes, dass es wieder besser wird.
news.ch:
Was werden die Griechen aus der Situation lernen?
Stavros Ghiatras:
Sie werden lernen müssen, diese «Laissez-faire»-Taktik abzuschalten und nicht mehr auf Pump zu leben.
news.ch:
Ist es wirklich so, dass man in Griechenland dem Arzt Geld geben muss, damit er einen schneller oder überhaupt behandelt?
Stavros Ghiatras:
Ja, ganz klar. Du musst den Arzt unter dem Tisch bezahlen, damit du schneller dran kommst. Auch wenn du eine Krankenschwester brauchst, musst du diese wieder unter der Hand bezahlen.
news.ch:
Und nun steckt Griechenland deshalb in der Krise. Wie zeigt sich die Krise im Alltag?
Stavros Ghiatras:
Am meisten zeigt sich die Krise bei den Preisen.
Die Polizei versucht die Randalierer in Schach zu halten. /

«Ich würde nur nach Griechenland zurück, wenn ich finanziell abgesichert wäre», so Stavros Ghiatras. /

Trotz der Krise: Stavros Ghiatras liebt Griechenland. /

Die Griechen gehen auf die Strasse. /


Meine Eltern sind jetzt gerade in Griechenland, sie haben gesagt, dass alles viel teurer geworden sei. Zum Beispiel kostet ein Liter Benzin jetzt 2.30 Franken, das sind 60 Rappen mehr als vor einigen Wochen.
news.ch:
Die EU und der internationale Währungsfonds haben Griechenland Hilfe zugesichert, im Gegenzug muss Griechenland sparen. Das ist doch eigentlich sinvoll, was stört die Griechen an diesem Plan?
Stavros Ghiatras:
Meine Landsleute haben ganz klar Angst vor der Abhängigkeit.
news.ch:
Und deswegen demonstrieren sie?
Stavros Ghiatras:
Ja, sie wollen für ihre Rechte einstehen und sie wollen rausschreien was sie stört. Sie haben Angst, dass es noch schlimmer kommt.
news.ch:
Das heisst, eigentlich wollen sie, dass sich etwas ändert?
Stavros Ghiatras:
Definitiv. So kann es auf gar keinen Fall weitergehen. Für mich ist klar, dass sich in der Spitze der Politik was verändern muss.
news.ch:
Und glauben sie, dass sich in der Politik was ändern wird?
Stavros Ghiatras:
Ich wünsche es mir. Ich hoffe, dass Griechenland es schafft und dass in Zukunft die politischen Ämter nicht einfach familienintern geregelt werden, sondern auch mal junge studierte Leute zum Zug kommen und eine Lösung für Griechenland finden.