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Die Geschichte des Peter Auf der HeydeHundert Jahre lang spielten die Südafrikaner ihren Fussball so, wie sie lebten, geteilt nämlich. Weisse Spieler in Ligen von Schwarzen und schwarze Spieler in Teams der Weissen gab es nicht. Ein deutschstämmiger Student war die Ausnahme.Silvano Speranza / Quelle: Si / Freitag, 4. Juni 2010 / 07:55 h
In Südafrika entstanden neben der 1892 gegründeten «nur-weissen» Football Association of South Africa (FASA) bis 1991 verschiedene «schwarze», «indische», «farbige» und «nicht-rassische» Verbände, die in einem verwirrlichen Dickicht von Kürzeln lose zusammenarbeiteten oder sich wegen politischer Meinungsverschiedenheiten aufsplitterten.
Mit der Einführung der Apartheidgesetze im Jahr 1948 wurde diesem langsamen Selbstfindungsprozess ein nachhaltiges Ende gesetzt. Südafrika hatte zu trauriger Einheit gefunden. Gemeinsam driftete Südafrika politisch, wirtschaftlich und sportlich in die internationale Isolation. Die FIFA schloss das Land 1976 aus.
Der Junge namens Peter Auf der Heyde Während der folgenden zwei Jahrzehnte begannen die Menschen ihre Geschicke selber in die Hand zu nehmen. Der Druck aus den Townships auf die Minderheitsregierung in Pretoria nahm zu. Der Graben zwischen den Verteidigern der alten Ordnung und den Visionären des neuen Südafrika verlief mehrheitlich aber nicht gradlinig entlang der ethnischen Zugehörigkeit. Über alle Rassengrenzen hinweg beteiligten sich auch weisse Menschen am Widerstandskampf, der schliesslich 1994 zum Ende der Apartheid führte. Einer von ihnen war ein deutschstämmiger Junge namens Peter Auf der Heyde. Er war entgegen der Familientradition vom Fussballvirus befallen, denn diese hatte vorwiegend Hockeyspieler hervorgebracht. In seinem 2002 in englischer Sprache erschienenen und unterdessen vergriffenen Buch «Has anybody got a whistle?» («Hat jemand eine Pfeife?») beschreibt er auf amüsante wie erhellende Weise seinen Werdegang als Fussballfan, verhinderter Stürmer, mittelmässiger Torhüter und nachmaliger Fussballjournalist in einer Gesellschaft, die mehrheitlich Rugby und Cricket als adäquate Sportarten für weisse Südafrikaner betrachtete und die den Sport, wenn es denn Fussball sein musste, strikte nach Rassen getrennt ausübte.60'000 oder 210'000 Einwohner Der Stammverein des Schülers Auf der Heyde hiess Viktoria FC, ein ursprünglich deutscher Klub, dessen berühmtesten Spieler sie «Bomber Schultz» nannten. Viktoria dümpelte in der zweiten Spielklasse der damaligen «nur weissen» National Football League. 1981 schrieb sich der 20-Jährige an der Rhodes Universität von Grahamstown ein. Dort studierte er Sozialarbeit und Journalismus. Je nach Lesart lebten in Grahamstown 60'000 oder 210'000 Menschen. Ersteres, wenn man nur die weisse Bevölkerung in den mit hohen Mauern gesicherten Anwesen in den besseren Wohngegenden zählte, und das Zweite unter Einbezug der 150'000 Schwarzen in den vernachlässigten Ghettos jenseits der Brücke in den wenig malerischen Aussenbezirken der Stadt. Auf der Heyde wählte die zweite Option. Und natürlich wollte er Fussball spielen. Auch hier hatte er die Wahl. Entweder schloss er sich einem Team aus der mehrheitlich weissen Grahamstown Football Association (GFA) an oder einem Township-Klub aus der Grahamstown Soccer Association (GRASA).Früher sah das Spielgerät noch etwas anders aus. (Symbolbild) /
Sogar die Uni, die als liberaler Campus schwarze Studierende zuliess, hatte zwei Teams. Die offizielle Universitäts-Mannschaft gehörte zur Eastern Province League und verfügte über gepflegte Rasenplätze, Klubheim und warme Duschen. Wechsel zum Phoenix FC Der mittlerweile politisierte Auf der Heyde wusste sofort, dass seine fussballerische Zukunft bei den Leuten sein würde, die für ein nichtrassisches, demokratisches Südafrika kämpften. So spielte er fortan für den Phoenix FC auf einem staubigen Acker namens Folley's Ground. Ihm war klar, wie offenkundig die politische Bedeutung von GRASA und unzähligen vergleichbaren Sportorganisationen im ganzen Land war. Denn die Regierung hatte schon lange vorher sämtliche antirassistischen Organisationen verboten. Der Sport bezog Stellung. Das South African Council on Sports (SACOS) vertrat die Meinung, dass der Sport nicht von seinem sozialen Kontext getrennt werden könne. Der Slogan der Organisation lautete: «Kein normaler Sport in einer abnormalen Gesellschaft.» Auf der Heydes Township-?Verband GRASA war dem SACOS angeschlossen und entwickelte sich mangels anderer Gemeindeorganisationen zur treibenden politischen Kraft, mobilisierte die Bewohner durch Sportveranstaltungen, rief zu Versammlungen auf und organisierte Boykotte.Ein renommierter Fussball-Journalist Auf der Heyde war an vorderster Front dabei. Bald hatte er weit herum Berühmtheit erlangt, als einziger Weisser in einem schwarzen Team. Auch die Sicherheitspolizei, die SP, war aufmerksam geworden. Das Betreten der Townships war ohne Passierschein für Weisse illegal. Doch genau das tat er am laufenden Band. Sei es als einziger Sportreporter der Grahamstown Voice, dem Sprachrohr einer studentischen Anti-Apartheid-Gruppe, sei es als Politaktivist oder als Torhüter von Klubs wie den «Eleven Attackers» oder «New Town City», deren Anhänger ihm in Anlehnung an den damaligen südafrikanischen Spitzengoalie Peta Balac, den Übernamen «Peta No Mistakes Balac» gaben. Insgesamt sieben Jahre lang zog Auf der Heyde unbeirrt durch die Townships. Die SP dürfte Aktenberge von beachtlichen Ausmassen über den «verrückten Torhüter» angelegt haben, und die Repressalien gegen ihn reichten von regelmässigen Verhaftungen, Bussen, Rayonverboten und sonstigen kleinen Gemeinheiten bis hin zum Tumult, den eine frisch gewechselte und während einer Personenkontrolle entsorgte Windel seines Patenkindes auslöste. Zwei Beamte waren überzeugt, beim Päckchen handle es sich um eine Bombe, und sie ruhten nicht, bevor sie das übel riechende «corpus delicti» in Händen hielten. Heute ist Peter Auf der Heyde ein renommierter Fussball-Journalist. Er arbeitet vorwiegend für den englischen Dienst der Deutschen Presse-Agentur (dpa), lebt mit seiner Familie in Irland, und mit Sicherheit wird man den Reporter mit dem ungezähmten Lockenkopf in den WM-Stadien sehen und hören, wie er maulfaulen Spielern und nur wenig gesprächigeren Funktionären unangenehme Fragen stellt. Er gehört zu jenen Leuten, die sich die Welt durch den Fussball erklären, deren Horizont jedoch bis weit ins wirkliche Leben reicht. Südafrika und auch Auf der Heyde haben einige grosse und wichtige Ziele erreicht. Die Fesseln der Apartheid sind abgeworfen, der Übergang zum modernen Staat ist vollzogen, und endlich findet die erste WM auf afrikanischem Boden statt. Aber, wie heisst es doch sportphilosophisch so schön: «Es ist einfacher, Meister zu werden, als Meister zu bleiben.»
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