In einer Regierungserklärung im Senat rief der 74-Jährige mit versöhnlichen Tönen zur konstruktiven Zusammenarbeit auf. Dabei zeigte sich Berlusconi bereit, sein Kabinett zur politischen Mitte hin zu erweitern.
Er wolle ein Bündnis mit «gemässigten Kräften» bis zum Ende der Legislaturperiode im Frühjahr 2013, sagte der Medienmogul. Berlusconis Werben galt vor allem der kleinen Zentrumspartei UDC von Pier Ferdinando Casini.
Im Gegenzug bot Berlusconi eine «neue politische Phase» an. In heiklen wirtschaftlichen Zeiten sei eine stabile Regierung notwendig.
Silvio Berlusconi. /


Deshalb müsse die Allianz aller moderaten Kräfte jetzt neu gebildet werden, warb er.
«Es ist Wahnsinn, eine Krise ohne erkennbare Lösungen zu provozieren», sagte der umstrittene Regierungschef, der seit dem Bruch mit dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Gianfranco Fini, im Juni ohne eigene Mehrheit in der Abgeordnetenkammer ist.
«Verrat an den Wählern»
An die abtrünnigen Parlamentarier der Gruppe FLI (Zukunft und Freiheit für Italien) um Fini wandte er sich direkt. Die Regierung zu stürzen wäre ein «Verrat» gegenüber der Wählerschaft, die bei den Parlamentswahlen 2008 mehrheitlich für die Mitte-Rechts-Allianz gestimmt hatte, sagte Berlusconi.
Berlusconi muss sich am (morgigen) Dienstag im Abgeordnetenhaus einem von der Opposition beantragten Misstrauensvotum stellen. Im Senat, wo er eine stabile Mehrheit hat, will Berlusconi gleichentags selbst die Vertrauensfrage stellen.
Scheitert er bei einer Abstimmung, muss Berlusconi zurücktreten. Er könnte aber von Staatspräsident Giorgio Napolitano einen neuen Regierungsauftrag erhalten.
Muss Fini zittern?
Hoffnung gibt Berlusconi, dass die «Rebellenfront» um Fini zu bröckeln scheint. Vier Abgeordnete um den Finianer Silvano Moffa kündigten am Montag an, sie wollten möglicherweise im Gegensatz zu den Parteirichtlinien für die Regierung Berlusconi stimmen.
Fini, der gerne selbst Regierungschef wäre, muss inzwischen fürchten, dass er aus der Palastrevolution, die er gegen Berlusconi angezettelt hat, als Verlierer hervorgehen könnte.