Mehr als ein Drittel der Flüchtlinge seien minderjährig, teilte die IOM in Genf mit. Um von einem Exodus zu reden, sei es noch zu früh: «Jede Art von Wandel war schon immer ein Auslöser für Wanderbewegungen. Viele Leute wollen nun ihre Chance ergreifen», sagte IOM-Sprecher Jemini Pandya am Mittwoch.
Nur weil die Menschen ihren Diktator gestürzt hätten, bedeute das nicht, dass sie plötzlich Arbeit finden und ihre Familie ernähren können. Allerdings könne der Sturz eines Regimes sofort neue Fluchtmöglichkeiten eröffnen, sagte Pandya.
Die europäischen Länder stünden nun vor einer grossen Herausforderung, sagte Anders Kompass, Einsatzleiter des Büros des UNO-Hochkommissars für Menschenrechte(UNHCR). Die Migrationspolitik sei auf die bisherigen Zustände zugeschnitten gewesen. Nun stünden ihnen neue Herausforderungen bevor.
Italiens Innenminister Roberto Maroni forderte die EU zu beherztem Handeln auf, um damit fertig zu werden, was er einen «biblischen Exodus» nannte.
Auf Lampedusa strandeten bis Dienstag über 5000 Flüchtlinge. /


Italien hat bislang 26 Bootsführer festgenommen, die Nordafrikaner nach Italien brachten.
Ägypter zurückgeflogen
Am Mittwoch flog Italien 44 ägyptische Bootsflüchtlinge von Sizilien aus in ihre Heimat zurück. Maroni erklärte, dies sei ein gutes Zeichen, denn Ägypten erfülle damit auch nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak die Abkommen mit Italien.
«Die neue ägyptische Regierung respektiert früher getroffene Vereinbarungen, was die schnelle Rückführung von Flüchtlingen angeht», sagte Maroni.
Flüchtlinge aus Tunesien
Der Innenminister berichtete am Mittwoch auch über die jüngste Flüchtlingswelle von Tunesien nach Lampedusa. Auf der Insel sind bis Dienstag rund 5500 Flüchtlinge aus Tunesien an Land gegangen.
Gemeinsam mit Ministerpräsident Silvio Berlusconi besichtigte Maroni eine NATO-Einrichtung auf Sizilien, um deren Eignung als Flüchtlingslager zu prüfen.
Warnschüsse durch Einsatzkräfte
Zuvor hatte die Küstenwache laut Einsatzleiter ein Boot mit ägyptischen Flüchtlingen zum Anhalten aufgefordert, dies habe die Aufforderung jedoch ignoriert. Die Einsatzkräfte hätten daraufhin Warnschüsse abgegeben, wobei der Kapitän des Schiffes «versehentlich» am Arm verletzt wurde.
Die Passagiere hätten angegeben, aus Ägypten zu stammen. Die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete, dass am Dienstag etwa 60 ägyptische Einwanderer auf Sizilien abgefangen worden seien. 32 von ihnen seien gerade dabei gewesen, an Land zu gehen, 31 weitere seien bereits auf der Insel gewesen, hiess es.