Je wichtiger idealistische Werte für eine Person, desto grösser sei ihre Bereitschaft, Rechtsnormen zu akzeptieren, sagt Professor Dieter Hermann vom Institut für Kriminologie an der Universität Heidelberg.
Die Befragung ergab, dass idealistische Wertorientierungen bei Frauen in jedem Alter ausgeprägter sind als bei Männern. Je bedeutsamer solche Werte für eine Person sind, desto eher lehne diese Gewalt ab. «Ich war erstaunt darüber, dass das Ergebnis so eindeutig ist», sagt Hermann im Gespräch mit pressetext.
Frauen schädigen lieber sich als andere
Die Zahlen aus den Justizvollzugsanstalten in Europa belegen Hermanns These. Tatsächlich sind in Europa nur drei Prozent der wegen Körperverletzung Inhaftierten weiblich. «Die Zahlen sehen ganz anders aus, wenn man Gewalt gegen sich selbst betrachtet», sagt Hermann. Die Ausnahme sei der Suizid, Männer begehen häufiger Selbstmord.
«Wenn Frauen Gewalt anwenden, dann meist gegen sich selber,» sagt Hermann.
Häusliche Gewalt: Männer greifen andere an, Frauen sich selbst. /


«Das liegt an den unterschiedlichen Wertepräferenzen, Frauen versuchen zu vermeiden, anderen zu schaden.» Kratzen und Ritzen sei ein reines Element der Selbstschädigung und kompatibel mit idealistischen Werten.
Zunahme von Frauengewalt bei leichten Delikten
Die Anteile von Frauen habe bei leichteren Gewaltformen zugenommen, jedoch minimal, sagt Hermann. Randalierende Mädchenbanden seien ein initiiertes Medienphänomen. Das Gewaltpotential selbst hat mit dem Geschlecht wenig zu tun. «Es liegt nicht an den Hormonen, sondern an den idealistischen Werten», bekräftigt Hermann.
Würden Mädchen andere Wertvorstellungen anerzogen, würden sie sich vielleicht ähnlich verhalten wie die Männer. «Ein Kind ist nicht einfach eine Maschine, die programmiert wird», sagt Hermann. Die Familie vermittelt ein Wertefundament. Wie der Erwachsene mit diesem Fundament umgeht, hängt ganz von der Person ab.