Die Beamten hätten in der Nacht zum Mittwoch scharfe Munition und Tränengas gegen eine Sitzblockade rund um die El-Omari-Moschee in der südsyrischen Stadt Daraa eingesetzt, sagte ein Menschenrechtsaktivist, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Syrische Oppositionelle teilten im Internet mit, die Sicherheitskräfte hätten am frühen Morgen das Feuer auf eine Gruppe von rund 300 Menschen eröffnet, die sich in und um die Al-Omari-Moschee versammelt hatten. 20 Menschen seien verletzt worden.
In der Umgebung der Moschee war heftiges Gewehrfeuer zu hören, während überall laute Rufe «Gott ist gross» erschallten. Die Sicherheitskräfte stürmten offenbar den Komplex, sagte ein Anwohner. «Es ist nicht ganz klar, was vor sich geht, denn der Strom ist gekappt und es wird Tränengas eingesetzt.»
Regierung spricht von bewaffneter Bande
Die syrische Regierung stellte den Vorfall ganz anders dar. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, eine bewaffnete Bande habe in Daraa auf einen Krankenwagen geschossen und einen Arzt, einen Sanitäter sowie den Fahrer getötet.
Daraufhin seien die Sicherheitskräfte eingeschritten. Sie hätten mehrere der Angreifer verletzt und einige von ihnen festgenommen. Auch ein Sicherheitsbeamter sei während des Gefechts ums Leben gekommen.
Menschenkette um Moschee
Die Moschee in der südlich von Damaskus gelegenen Stadt ist bereits seit sechs Tagen Zentrum der Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Im Lauf des Dienstags hatten sich in der Nähe der Moschee mehr als tausend Demonstranten versammelt und regierungskritische Parolen skandiert.
Die Sicherheitskräfte waren mit einem Grossaufgebot vor Ort und kreisten die Demonstranten ein. Aus Angst vor einem Angriff der Sicherheitskräfte auf die Moschee bildeten die Demonstranten eine Menschenkette um das Gotteshaus. Neben Deraa gab es am Dienstag auch in weiteren Städten Demonstrationen, etwa in der Hauptstadt Damaskus.