Trichet begründete ihn mit der deutlich anziehenden Teuerung in der Währungsunion. «Die Preisrisiken sind aufwärts gerichtet. Deshalb ist grosse Wachsamkeit angebracht», sagte Trichet am Donnerstag. «Wir sind jetzt in einem Modus, in dem es bei unserem nächsten Treffen zu einer Zinserhöhung kommen kann.»
Zuvor hatte der EZB-Rat den Leitzins wie am Finanzmarkt erwartet bei 1,25 Prozent belassen. Die Währungshüter hatten den Schlüsselzins für die Versorgung des Bankensystems mit frischem Zentralbankgeld im April zum ersten Mal seit Mitte 2008 angehoben.
Zuvor hatten sie den Zinssatz in der Finanzkrise bis auf ein Prozent gesenkt. Damals hatte Teuerungsdruck wegen der desolaten Lage der Weltwirtschaft und gedämpfter Rohstoffpreise jedoch so gut wie keine Rolle gespielt.
Zentralbankchef Jean-Claude Trichet. /

SNB wird wohl warten
Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird an ihrer Lagebeurteilung am nächsten Donnerstag wegen des starken Frankens wohl auf eine Zinserhöhung verzichten: Eine Erhöhung würde die Schweizer Währung für Anleger noch attraktiver machen und den Aufwertungsdruck verstärken.
Im Gegensatz zur EZB ist die SNB nicht unter Druck wegen der Inflation: Die Jahresteuerung in der Schweiz betrug im Mai lediglich 0,4 Prozent. Die SNB hat ihren Leitzins seit der Finanzkrise nicht erhöht. Sie strebt seit März 2009 einen rekordtiefen Leitzins von 0,25 Prozent an.
Höhere Inflationsprognose
Dass aus Sicht der EZB die Furcht vor einer ausufernden Teuerung begründet ist, zeigen die neuen Prognosen zu Inflation in der Eurozone. Die EZB-Ökonomen gehen nun für dieses Jahr im Mittel von einer Inflationsrate von 2,6 (März-Prognose: 2,3) Prozent aus.
Die Teuerung würde damit noch deutlicher als bislang befürchtet über dem Zielwert von knapp unter zwei Prozent liegen, bei dem die EZB von stabilen Preisen spricht. Im Mai hatte die Inflationsrate im Euroraum 2,7 Prozent erreicht.