et / Quelle: news.ch / Montag, 11. Juli 2011 / 10:44 h
Doch dank der internationalen Schuldenmeister ist diese Erholungsphase - wie es aussieht - ein Ding der Vergangenheit geworden. Wie es aussieht, gibt es statt Gurken nämlich Schwein, oder besser gesagt, PIG.
Denn nach Portugal und Griechenland ist jetzt auch noch das «I» der PIG-Staaten (wenn man jetzt mal Irland aussen vor lässt), nämlich Italien in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Speziell daran beteiligt ist - man möchte fast 'natürlich' sagen - Italiens kleiner Sonnenkönig Silvio Bunga-Bunga Berlusconi - an vorderster Front. Denn er will scheinbar seinen Finanzminister Giulio Tremonti abschiessen, der mit einem Sparprogramm die immense Verschuldung Italiens abbauen will.
Vermutlich hat Berlusconi realisiert, dass das angekündigte Sparprogramm, das vor allem bei der ausufernden italienischen Verwaltung Einschnitte machen soll, aber auch Kürzungen bei Renten und höhere Steuern auf Wetten vorsieht, seiner ohnehin stark erodierten Popularität schaden könnte. So folgte der Ankündigung des Sparprogrammes des Finanzministers ein Berlusconi-Interview in der «Republicca», in dem er Tremonti um zwei Ecken herum als Idioten bezeichnete, in dem er sagte, Tremonti halte alle anderen für blöd.
Diese Bemerkung kostete Italien vermutlich bereits Millionen von Euro, denn die Zinsen für italienische Staatsanleihen schossen sofort auf über 5% in die Höhe. So zahlt Italien nun fast doppelt so viel für sein Geld wie Deutschland.
Sympathischer als Bankrottpolitiker: Saure Gurken /


Der unselige Ringeltanz der Finanzmärkte, Rating-Agenturen und Korruptokratien rotiert offensichtlich in die nächste Runde. Doch nicht nur in Eurolandien ist der Hut am Brennen. Jenseits des Atlantiks steuert auch die USA in die Zahlungsunfähigkeit, da der Präsident und der Chef der Republikaner John Boehner es nicht schaffen, ihre Partei-Gefolgsleute auf ein Sparprogramm einzuschwören, das 4 Billionen (oder auf Amerikanisch: 4 Trillionen) Defizit-Reduktion hätte bringen sollen und Voraussetzung wäre, die Schuldenobergrenze anzuheben.
Doch es werden dabei ideologische Steckenpferde von beiden Seiten tangiert: Auf der einen Seite sollten nämlich Steuerschlupflöcher für Reiche und Superreiche (mithin keine 10% der Bevölkerung) gestopft werden, auf der anderen Seite müssten Kürzungen bei der medizinischen Grundversorgung hingenommen werden. Im Vergleich zur drohenden Katastrophe eigentlich Pipifax. Angesichts des dräuenden Wahlkampfes 2012 sind Kompromisse für die Hardliner auf beiden Seiten nicht akzeptabel: Politisches Kalkül schlägt Budget-Apokalypse.
So steht die Weltwirtschaft schon wieder am Abgrund und es bleibt im Prinzip die Variation eines Themas: Politiker, die Gefangene ihrer törichten Versprechen sind, Banken die diesen Torheiten immer gerne zu Dienste waren, solange diese Dienstbarkeit sich positiv auf die nächsten Quartalszahlen auswirkten und Wähler, die überrascht darüber sind, dass, was im Kleinen nicht funktioniert, auch im Grossen irgendwann in die Hose gehen muss.
Natürlich geht es auch anders - wie zum Beispiel in Schweden - wo der Staat nicht heimlich tun kann (fast alle staatlichen Dokumente sind öffentlich zugänglich), die Steuern recht hoch, die Verschuldung tief und die soziale Sicherheit so gewährleistet ist. Doch das ist eben langweilig - langweiliger noch, als die Schweiz. Allerdings ist langweilig mitunter ganz nett, ja, sogar revolutionär. Und vor allem wäre eine Welt, die ein wenig schwedisch-langweiliger wäre, auch eine Welt, in der die permanente Katastrophe mal eine Pause macht und in der es endlich wieder eine Saure-Gurken-Zeit gäbe.