Bundespräsident Christian Wulff erinnerte an die Schicksale «zerrissener Familien, Partnerschaften und Freundschaften» nach dem 13. August 1961. «Die Erinnerung an die Leben erstickende Mauer mahnt uns, die Offenheit unserer heutigen Welt und die Präsenz des Fremden in ihr auszuhalten, auch wenn es häufig anstrengend sein mag», sagte er.
Offenheit und die Bereitschaft einer Gesellschaft, sich zu verändern, würden am Ende belohnt. «All dies erfordert Mut.» Wulff betonte, das Streben nach «mehr wirklicher Freiheit» bedeute Entfaltungsmöglichkeiten für jeden.
«Beschämend» nannte das Staatsoberhaupt rückblickend auf die Zeit der deutschen Teilung die damals «um sich greifende Gleichgültigkeit in Westdeutschland». Dagegen hätten viele DDR-Bürger «heldenhaften Mut» bewiesen.
Schweigeminute
In der Berliner Gedenkstätte Bernauer Strasse gedachten am Vormittag unter anderem Kanzlerin Angela Merkel, Aussenminister Guido Westerwelle, Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit der Mauer-Opfer und legten Kränze nieder.
Die Schneise des Todes am Potsdamer Platz. /

Die Mauer teilte Berlin 28 Jahre lang, heute ist fast nichts mehr davon übrig. /


Am Rande der Gedenkveranstaltung rief Merkel die Menschen auf, das vergangene Unrecht als Mahnung anzusehen, weltweit «für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einzutreten». Der Mauerfall mehr als 28 Jahre nach der Zementierung der deutschen Teilung «hat meinem und Millionen von Leben eine Wendung zum Guten gegeben», sagte sie.
Um 12 Uhr wurde in der Hauptstadt eine Schweigeminute abgehalten. Bahnen und Busse unterbrachen ihre Fahrt, viele Kirchenglocken läuteten.
Gedenkort eingeweiht
An der Bernauer Strasse wurde der zweite Abschnitt einer rund 4,4 Hektaren grossen Mauer-Erinnerungslandschaft entlang eines Weges eröffnet, auf dem einst DDR-Grenzposten patrouillierten. Bund, Land und EU stellen für den Gedenkort rund 28 Millionen Euro bereit. Die Bernauer Strasse galt als Symbol der Teilung, weil die Häuserfront zum Osten und das Trottoir zum Westen gehörte und es dort zahlreiche dramatische Fluchtszenen gab.
Auch am Brandenburger Tor sowie am früheren Grenzkontrollpunkt Checkpoint Charlie gab es Gedenkveranstaltungen. Am Nachmittag informierten sich nach Angaben der Mauer-Stiftung rund 10'000 Menschen auf einer Geschichtsmeile an der Bernauer Strasse sowie bei Gesprächen mit Zeitzeugen.