Diesen Sommer beschloss die Tessiner Regierung, die Gelder aus der bei Grenzgängern erhobenen Quellensteuer einzufrieren und vorläufig nicht an Italien auszuzahlen. Das Geld soll so lange blockiert bleiben, bis Bern und Rom wieder über eine Revision des Doppelbesteuerungsabkommen verhandeln.
Gemäss dem geltenden Abkommen muss der Kanton Tessin 38,8 Prozent der Quellensteuererträge an Italien auszahlen. Das Geld wird dann vom italienischen Fiskus an die Wohnorte der Grenzgänger weitergeleitet. Nach Ansicht der Tessiner ist der Satz von 38,8 Prozent zu hoch.
Weitreichende Forderungen aus dem Tessin
In einer Standesinitiative fordern sie einen Satz von 12,5 Prozent. Das entspricht dem Satz, der zwischen der Schweiz und Österreich gilt. Zudem verlangen die Tessiner, dass Italien der Schweiz bei der Grenzgängerbesteuerung Gegenrecht gewährt.
Laut Widmer-Schlumpf ist ein Treffen mit dem italienischen Finanzminister geplant. /


Falls die Verhandlungen scheitern sollten, verlangen die Tessiner, dass der Bund die Differenz zwischen den Sätzen mit Italien und Österreich berappen soll.
Der Ständerat lehnte diese Forderungen stillschweigend ab; sie seien in dieser Form nicht akzeptabel. Die kleine Kammer stimmte aber einer Motion ihrer er Wirtschaftskommission zu, die ebenfalls auf Änderungen der Grenzgängerbesteuerung abzielt, aber dem Bundesrat mehr Spielraum lässt bei den Verhandlungen. Insbesondere soll der Bundesrat bei der Neuverhandlung des DBA bei der Grenzgängerbesteuerung für Gegenseitigkeit sorgen.
Treffen geplant
Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf zeigte Verständnis für das Anliegen und signalisierte, dass der Bundesrat die Motion umsetzen wolle. Der Bundesrat habe beschlossen, den Dialog mit Italien wieder aufzunehmen, um die Probleme mit dem zweitwichtigsten Handelspartner der Schweiz zu lösen.
Der Bundesrat stehe dabei in engem Kontakt mit der Tessiner Regierung. Demnächst stehe auch ein Treffen mit dem italienischen Finanzminister an, sagte die Bundesrätin.
Sowohl die Standesinitiative als auch die Motion müssen nun noch vom Nationalrat behandelt werden.