Mit dem Aufstand vom 10. Oktober 1911 stürzte die Qing-Dynastie. Damit endete die 2000-jährige kaiserliche Geschichte Chinas. Es war die Geburtsstunde der ersten chinesischen Republik unter dem westlich gebildeten Präsidenten Sun Yat-sen, der ein demokratisches Regierungsmodell angestrebt hatte.
Sun Yat-sens Traum von Demokratie sei auf dem Festland China nie realisiert worden, aber in Taiwan voll zur Geltung gekommen, sagte Präsident Ma Ying-jeou in einer Rede zum Jahrestag. Er rief die Kommunisten in Peking auf, «sich mutig in diese Richtung zu bewegen».
Vater der Nation
Für beide Seiten gilt Sun Yat-sen heute als «Vater der Nation». Während sein ideologisches Erbe aber in Taiwan weiterlebt, spielt es für die Kommunisten keine Rolle. Zwar würdigen sie ihn bei einer Feier in der Grossen Halle des Volkes am Sonntag als Nationalhelden, doch hat der erste chinesische Präsident aus ihrer Sicht nur etwas angefangen, was der Revolutionär Mao Tsetung 1949 zu Ende brachte.
Taiwans Präsident Ma Ying-jeou forderte die Demokratisierung Chinas. /


Nur drei Monate war Sun Yat-sen Präsident der jungen Republik. Er suchte einen Neuanfang mit einer Verfassung und Gewaltenteilung. Doch ohne Macht, Militär und Geld musste Sun Yat-sen sein Amt an General Yuan Shihkai abgeben, der eine Armee befehligte. Es folgten Jahrzehnte des Chaos. Kriegsherren beherrschten das Land.
Nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland formierten sich die Kommunisten, kämpften gegen die Nationalisten der Kuomintang. Die Japaner marschierten ein. Nach ihrer Niederlage im Bürgerkrieg flüchtete die Kuomintang nach Taiwan.
Sie verlagerte die Republik China damit praktisch auf die Insel, wo sie bis heute weiterbesteht. Mao Tsetung rief 1949 die kommunistische Volksrepublik aus, die Taiwan nur als abtrünnige Provinz betrachtet.