«Das hat mit den patriarchalischen Gesellschaften zu tun, denen die Religionen entstammen und die sich in Torah, Bibel und Koran niedergeschlagen haben», so Barbara Stollberg-Rilinger vom Exzellenzcluster «Religion und Politik» der Universität Münster. Bis heute dürfen Frauen keine Priester oder Imame werden. «Katholische Kirche und Islam konservieren eine vormoderne, patriarchalische Gesellschaftsstruktur», meint die Fachfrau. Dabei sei keine Religion frauenfeindlich. Vielmehr komme es auf den gesellschaftlichen Kontext an.
Islam nicht per se frauenfeindlich
Die Geschichtswissenschaftlerin veranstaltet die Vortragsreihe «Als Mann und Frau schuf er sie», wo Themen wie Frauen in der Kirche, Zölibat, Kopftuch, Homosexualität im Islam und feministische Aufbrüche im Judentum angesprochen werden. «Die Stichworte zeigen, dass Religionen sehr viel mit dem Verhältnis der Geschlechter zu tun haben», so Stollberg-Rilinger.
Heilige Schrift: Traditionen in heutiger Zeit gelebt. /


Die Reihe untersucht das Thema von der Antike bis heute. Es sprechen neben der Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck Frauen und Männer verschiedener Fächer: Aus Geschichts- und Literaturwissenschaft, Soziologie, Theologie, Jura und Ethnologie.
Dass die evangelische Kirche und das Judentum Frauen heute nicht mehr von geistlichen Ämtern ausschliessen, zeigt nach Aussage der Historikerin, «dass sich religiöse Institutionen auf den historischen Wandel der Geschlechterordnung einstellen können. Heilige Texte sind auslegungsfähig». Den Islam von heute pauschal als «frauenfeindlich» zu bezeichnen, lehnt die Expertin ab. Viele Muslime seien nicht patriarchalischer gesonnen als manch konservativer Christ. Derlei Allgemeinplätze dienten dazu, sich im Westen der eigenen Fortschrittlichkeit und moralischen Überlegenheit zu versichern.