Laut Weltgesundheitsorganisation WHO starben im Jahr 2010 insgesamt 655'000 Menschen an Malaria, die meisten davon im südlichen Afrika. Gut 90 Prozent der Todesopfer sind Kinder unter fünf Jahren. Zwar gibt es eine wirksame Malariatherapie, zu der aber längst nicht alle Zugang haben.
Millionen von Infizierten können sich das Kombinationspräparat, das als wesentlichen Bestandteil den Wirkstoff Artemisinin enthält, nicht leisten. Die Substanz wird aus dem vor allem in China und Vietnam wachsenden Einjährigen Beifuss in einem aufwändigen Verfahren gewonnen.
Umwandlung mit UV-Licht
Chemiker am Potsdamer Max-Planck-Institut (MPI) für Kolloid- und Grenzflächenforschung und der Freien Universität Berlin haben nun eine denkbar einfache Methode gefunden, um den Malariawirkstoff synthetisch herzustellen. Als Ausgangssubstanz verwenden sie Artemisininsäure, die bislang als Abfallprodukt bei der Isolierung von Artemisinin aus dem Einjährigen Beifuss anfällt.
Neue Hoffnung für die weltweit rund 225 Millionen Malariakranken. (Symbolbild) /


«Wir verwandeln die Artemisininsäure in einem einzigen Schritt in Artemisinin», erklärte Peter Seeberger Direktor am MPI in Potsdam, der bis vor ein paar Jahren an der ETH Zürich geforscht hatte. Die Forscher entwickelten dafür eine einfache Apparatur, die es erlaubt, «grosse Mengen sehr kontrolliert herzustellen».
Bei dem im Fachmagazin «Angewandte Chemie International Edition» vorgestellten fotochemischen Verfahren wird Sauerstoff mit Hilfe von UV-Licht chemisch umgewandelt und Artemisinin erzeugt. Das Gemisch fliesst durch einen dünnen Schlauch, der um eine Lampe mit ultraviolettem Licht gewickelt wird. Das bisherige Verfahren sei viel zu aufwendig und zu teuer.
Rasch in Produktion
Das Team geht davon aus, dass 800 seiner einfachen Fotoreaktoren ausreichen werden, um den weltweiten Bedarf an Artemisinin zu decken. Laut Seeberger könnte die neuartige Synthese in etwa sechs Monaten in die technische Anwendung gelangen, um den weltweiten Engpass an Artemisinin zu beseitigen und den Preis für Malariamedikamente deutlich zu senken.