Auf der Matratze nebenan tönt es gewaltig,
an Schlaf ist nicht zu denken. Das nächtliche Schnarchen führt in
vielen Beziehungen zur Einführung getrennter Schlafzimmer. «Soweit
muss es aber gar nicht kommen», sagt Thomas Michael Rossbach,
Hals-Nasen-Ohrenarzt und Leiter des Freiburger Schnarchzentrums. «Es
gibt viele gute und wirksame Methoden, das Schnarchen zu reduzieren
oder sogar ganz zu beseitigen.» Fakt ist: Nicht nur Männer
schnarchen. «Ab dem 40. Lebensjahr geht es auch bei vielen Frauen
los», sagt der Experte. Mit Beginn der Wechseljahre verändert sich der weibliche Körper,
auch hormonelle Faktoren können eine Rolle spielen. Ab 45 schnarcht
fast jede zweite Frau, sagt Rossbach. Kein Grund sich zu schämen:
«Ob Männer oder Frauen: Ich rate beiden Geschlechtern, sich Hilfe
beim Facharzt zu suchen.» Unbehandelt kann das Schnarchen nämlich
auch zur Gefahr werden.
Übergewicht begünstigt das Schnarchen
Der eine schnarcht so laut, das die Wände beben, der andere
rasselt leise zischend vor sich hin. Schnarchgeräusche sind so
unterschiedlich wie ihre Produzenten. Auch die Ursachen sind
vielfältig. Mal ist es eine verkrümmte Nasenscheidewand, «mal eine
höher gelagerte Zunge», erklärt der Experte. Im Alter nimmt das
Schnarchen zu, weil viele Menschen jetzt mehr Gewicht mit sich
tragen.
Regelmässiger Sport kann zu besserem Schlaf verhelfen. (Symbolbild) /


«Die Extrakilos begünstigen das Schnarchen, weil sich auch
im Rachenraum mehr Fettgewebe befindet.» Verstärkt wird dieser
Effekt durch eine schlaffere Rachenmuskulatur und äussere Einflüsse,
wie Alkohol, Nikotin oder eine ungünstige Schlaflage.
Trompete spielen und Singen hilft
«Der erste Schritt bei vielen Patienten ist die
Gewichtsreduktion», sagt Rossbach. Jedes Kilo weniger auf der Waage
reduziere das Sägekonzert. Dazu gelte es, wieder regelmässig Sport zu
treiben, um die Muskulatur zu stärken. «Am besten ist
Ausdauertraining, wie Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren.» Wer
ganz gezielt die Rachenmuskulatur stärken will, ist mit dem Erlernen
eines Blasinstruments gut beraten: «Es ist kein Witz: Menschen, die
Trompete oder Posaune spielen, schnarchen eindeutig weniger.» Auch
Lieder helfen. Eine Untersuchung vom britischen Royal Exeter
Hospital zeigt, dass Singen eine wirksame Therapie gegen Schnarchen
ist. Wer auf dem Rücken schnarcht, sollte sich bewusst in die
Seitenlage begeben: «Dabei unterstützen spezielle Schlafsäcke oder
Rucksäcke, die sich der Schläfer umschnallt.»
Viele teure Helferlein helfen nicht
Schnarchen gilt als ziemlich unsexy. «Die Seele der Schnarcher
leidet», sagt Sabine Krüger aus Sylt, Sachbuchautorin und
Entwicklerin einer Anti-Schnarch-Therapie. Dementsprechend stark ist
auch der Wunsch, das Laster loszuwerden. «Und so konsumieren
Schnarcher und Schnarcherinnen häufig Schnarch-Sprays,
Schnarch-Schnuller oder Schnarch-Lutschtabletten», sagt die Autorin
und ergänzt: «Über die Wirksamkeit dieser Massnahmen gibt die
Stiftung Warentest ernüchternde Auskünfte.» Auch HNO-Arzt Rossbach
hält nichts von den teuren vermeintlichen Helferlein, die vor allem
im Internet angeboten werden: «Das Meiste ist ziemlicher Unfug.»
Atem-Aussetzer sind gefährlich
Bei manchen sei das Schnarchen komplett harmlos, «bei anderen
kann es zur Gefahr werden», sagt Rossbach. Das passiert, wenn es zu
Atemaussetzern, sogenannten Apnoen, kommt. «Dieser nächtliche
Sauerstoffmangel kann gravierende Folgen für die Gesundheit haben,
zu Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen führen», warnt der
Schnarchexperte. Auch ein Verlust der Libido, starke Tagesmüdigkeit
oder Gedächtnisstörungen seien die Folge von Atemstörungen in der
Nacht. «Betroffene müssen sich bei solchen Symptomen auf jeden Fall
Hilfe suchen, dürfen das Schnarchen nicht bagatellisieren.»
Anlaufstellen sind spezialisierte HNO-Ärzte oder Kliniken mit
Schnarchzentrum. Teil der individuellen Diagnostik ist die
Untersuchung des Nasen- und Rachenraums und die genaue
Schlafanalyse: «Dafür bekommen Patienten häufig ein
Schnarchtestgerät mit nach Hause, dass den Atem und das Schnarchen
aufzeichnet und für den Arzt nachvollziehbar macht.» Welche Therapie
das Schnarchen beseitigt, müsse individuell entschieden werden.