Valentin Abgottspon / Quelle: news.ch / Freitag, 16. August 2013 / 08:30 h
Am 15. August feierten unsere katholischen Mitbürgerinnen und Mitbürger das Fest Mariae Himmelfahrt, und in einigen Kantonen war dieser Tag arbeitsfrei. Viele Walliserinnen und Walliser beispielsweise nutzten den Tag, um in Bern shoppen zu gehen, so sie denn nicht schon am Open Air in Gampel weilten oder ausschliefen, zu Hause blieben und Kolumnen schrieben. Was ist die theologische Grundlage für dieses Fest? Seit 1950 ist es ein Dogma der katholischen Kirche, dass Maria (die angeblich jungfräulich zu ihrem Sohn Jesus, dem Christus, Gekommene) mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden sei. Ein Dogma ist eine als unumstösslich festgelegte «katholische Wahrheit». Man sollte als echter Katholik also tunlichst daran glauben, dass auch ihr Fleisch, ihre Knochen, Sehnen, Haare, ihr Blut etc. aufgefahren sind.
Es ist schon ein Kreuz mit diesen Glaubenswahrheiten! Viele davon kann ein skeptischer Mensch nur noch als absurd bezeichnen. Mir selber geschieht etwa Folgendes, wenn ich (aus familiären oder anderen Gründen) einer kirchlichen Beerdigung oder Hochzeit beiwohne: Ich muss unweigerlich immer wieder grinsen. Und an anderen Stellen legt sich meine Stirn in Falten. Auch ein Kopfschütteln kann schon mal vorkommen. Und immer wieder muss ich meinen Drang unterdrücken, meinen Finger zu strecken und zu rufen: «Herr Pfarrer, Herr Pfarrer! Ich hätte da mal eine Frage bzw. eine Anmerkung...!» In meinem Kopf bilden sich während des Glaubensbekenntnisses und während der Predigt ganz viele Fussnoten zum Gesagten und ich muss feststellen: «Als ich noch acht Jahre alt war, ist mir gar nicht aufgefallen, wie irrsinnig das hier alles ist.» Ich vermute, dass nur noch die allerwenigsten Katholiken wirklich glauben, dass Maria fleischlich oder leiblich irgendwo hinbefördert wurde und dass man sich das Himmelsreich mit wirklichen Körpern bevölkert vorstellen muss.
Das alte Lied also: Die Leute laufen da hin, sehen vier Mal pro Jahr eine Kirche von innen. Selbst im Wallis bleiben die Kirchen an Mariae Himmelfahrt übrigens relativ leer.
Fuhr sie nun auf und wer schob sie genau gen Himmel? Fragebogen zum Finden der echten Katholiken. /


Einige denken während der besuchten Messen vielleicht sogar an Konsequenz und Kirchenaustritt, es bleibt aber dann meistens beim Gedanken. Vielleicht, weil sie nicht wissen, dass auch für Freidenker schöne säkulare, humanistische Rituale wie Namensfeier, Partnerschaftsfeier/Hochzeit und Abschiedsfeier möglich sind. Also lieber ein bisschen mitsingen, die Krankenkasse wechselt man ja auch nur, wenn es sein muss... Mitglieder der Kirchen sind die meisten ja eh nur, weil die Eintrittshürden nicht allzu hoch sind. Sie werden als Kinder hineingezwängt und später gefirmt. Wer nicht schon früh mit den «Glaubenswahrheiten» imprägniert wird, der würde sie später schwerlich in sein Hirn zwängen können. Da nun also viele Kirchenmitglieder nur noch Karteileichen zu sein scheinen, schlage ich folgendes Vorgehen vor: Kirchenmitglieder müssen alle drei Jahre einen Fragebogen ausfüllen und belegen, dass sie immer noch in ausreichendem Masse mit den Grundsätzen und Ideen der jeweiligen Kirche übereinstimmen. Fragen könnte man beispielsweise für die Katholiken leicht aus dem Katechismus nehmen. Gretchenfragen und Gradmesser werden wohl vor allem sein: Transsubstantiation, Unfehlbarkeit des Papstes, Stellung der Frau, Einstellung gegenüber Homosexualität, Presse- und Meinungsfreiheit etc.
Der Test wird dann ausgewertet und das Resultat kann man auch online abfragen, zum Beispiel: «Ihre Glaubensüberzeugungen sind nicht mehr genügend, um Mitglied in der römisch-katholischen Kirche zu bleiben. Obschon ihre Antworten einen gewissen Irrationalismus und Wunderglauben erkennen lassen, reichen sie leider nicht aus, um Sie weiterhin als Mitglied anzuerkennen. Sie werden daher automatisch in die evangelisch-reformierte Landeskirche umgeteilt. Der Kirchensteuerbetrag wird an diese weitergeleitet. Falls Sie mit diesem Bescheid nicht einverstanden sind, keine Umteilung wünschen oder gar keine Kirchensteuern mehr bezahlen möchten, klicken Sie bitte hier...»
So würden sich die Reihen der Kirchen sukzessive lichten. Und die Macht der Kirchen und des Religiösen im Politischen und Gesellschaftlichen würde schneller auf jenes Mass zurückgestutzt werden, auf welches es zurückgestutzt gehört.