«Insgesamt ist der Stress, unter dem die wichtigsten Märkte in der Euro-Zone stehen, auf den tiefsten Stand seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise im Sommer 2007 gefallen», heisst es im am Mittwoch veröffentlichten halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht der Notenbank. «Stress-Indikatoren und fundamentale Daten zeigen eine Abnahme der Anspannung an den Finanzmärkten an, besonders bei der Refinanzierung der Banken.»
Während ein Konjunktureinbruch, ein Vertrauensschwund in die Kreditwirtschaft, die plötzliche Rückkehr der Schuldenkrise oder Überhitzungen wie auf Teilen des Immobilienmarktes als Risiken blieben, entstehe mit dem Aufbau der Bankenunion in den bald 18 Ländern der Währungsunion ein wichtiger stabilisierender Pfeiler.
Doch während der Aufbau der supranationalen Bankenaufsicht unter dem Dach der EZB auf einem guten Weg sei, müsse die gemeinsame Abwicklung maroder Banken von der Politik so schnell wie möglich auf die Spur gebracht werden, mahnten die Notenbanker. Langfristig sollten die beiden Säulen der Bankenunion dann um eine dritte ergänzt werden: «Die Fortschritte bei Aufsicht und Abwicklung sollten letzten Endes durch eine gemeinsame Einlagensicherung abgerundet werden.»
Fortschritte bleiben Stückwerk
Trotz aller Fortschritte bleibe die Neuausrichtung der Währungsunion nach der Krise bislang Stückwerk. «Weitere Anstrengungen sind nötig, vor allem in einzelnen Ländern, damit die Gefahr einer sich selbst verstärkenden negativen Interaktion durch unter Druck stehende Staaten, recht unterschiedliche Konjunkturperspektiven und die Verletzlichkeit der Banken beseitigt werden können.»
Dabei müssten die Mitgliedsländer besonderen Wert darauf legen an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen und ihre Bankensysteme zu stärken.
Europas Finanzsystem soll so stabil sein wie seit Jahren nicht mehr. (Archivbild) /


Dessen Erholung von der Krise sei nach wie vor nicht abgeschlossen- die entstehende Bankenunion aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Risiken für die Stabilität des Finanzsystems in der Euro-Zone bestehen nach Meinung der EZB auch durch die schleppende Erholung der Weltwirtschaft von der Krise. «Diese bleibt über diverse Länder und Regionen hinweg ungleich und gedämpft. Die Risiken liegen hier klar auf der negativen Seite», heisst es in dem Bericht. Gefahren gingen auch von Überhitzungen in einigen Immobilienmärkten in der Euro-Zone aus, namentlich in Belgien, Finnland und Frankreich.
In einigen deutschen Ballungszentren seien die Häusermärkte ebenfalls «stark überbewertet», warnte die EZB und stiess ins gleiche Horn wie kürzlich die Bundesbank. Diese sieht in einigen deutschen Grossstädten die Preise für Wohneigentum um bis zu 20 Prozent überbewertet, will aber noch nicht von einer Spekulationsblase sprechen.