Eines der grössten Probleme sind die wachsenden Kosten vieler neuen Megaprojekte. Pläne für eine Bohrinsel im Kaspischen Meer kosten dem Konsortium von ExxonMobil und Shell 30 Mrd. Euro (36.7 Mrd. CHF). Im Original-Budget ging man von umgerechnet etwa 7,5 Mrd . Euro (9.2 Mrd. CHF) aus. Der Preis für ein Joint-Venture-Erdgasprojekt der drei Unternehmen in Australien mit dem Namen «Gorgon» schwoll um 45 Prozent auf 40 Mrd. Euro (48.9 Mrd. CHF) an.
Shell investiert etwa 7,5 Mrd. Euro (9.2 Mrd. CHF) in eine noch unerprobte Technologie, um eine Erdgasanlage auf einem grossen Schiff aufzubauen, womit es möglich ist, die Erde auch in abgelegenen Plätzen anzuzapfen. In den zurückliegenden fünf Jahren haben die Ölkonzerne etwa 365 Mrd. Euro (79.5 Mrd. CHF) für die Exploration neuer Öquellen ausgegeben.
Teure Konzessionen
Die produktivsten und langlebigsten Öl- und Gasförderflächen sind meist im Besitz von Staaten wie Venezuela oder Saudi Arabien. Daher müssen die Ökonzerne immer tiefer in ihre Taschen greifen und bringen damit auch ihre normalerweise so verlässlichen Profitmargen in Gefahr. Allein die Beschaffung von Eigen- und Fremdkapital kostete Exxon 2013 etwa 30 Mrd. Euro (36.7 Mrd.
Chevron, einer der betroffenen Ölkonzerne. /


CHF).
Auch, dass sich die drei Ölgiganten zu spät dem Boomthema Schiefergas gewidmet und dieses Feld kleineren Unternehmen überlassen haben, trägt mit dazu bei, dass kaum jemand bezweifelt, dass die Ölfirmen fÜr 2013 einen GewinnrÜckgang im Jahresbericht verzeichnen werden.
Düstere Vorahnungen
Laut Analysten wird der kombinierte Gewinn von Chevron, ExxonMobil und Shell ungefähr 50 Mrd. Euro (61 Mrd CHF) ergeben. 2012 betrug dieser etwa 20 Mrd. Euro (24.4 Mrd. CHF) mehr. Zu Beginn des Monats gab Shell seine erste Gewinnwarnung seit zehn Jahren aus. Die Jahreserträge werden voraussichtlich bei 12,3 Mrd. Euro (15 Mrd. CHF) liegen. Knapp 20 Mrd. Euro (24.4 Mrd. CHF) betrugen sie noch 2012. Die Jahresergebnisse für 2013 von ExxonMobil und Shell werden am Donnerstag bekannt gegeben, Chevron folgt mit seinen Ergebnissen morgen, Freitag.
Die Verantwortlichen der Ölfirmen sind aber weiter optimistisch. ExxonMobil und Chevron wollen mit ihren Megaprojekten innerhalb der nächsten drei Jahre durchstarten. Und Shell will seinen Fokus nach der Gewinnwarnung wieder mehr auf die Profitabilität lenken und nicht so sehr die Produktivität seiner Ölfelder steigern.
Experten sind jedoch skeptisch, wenn Ölfirmen versprechen, weniger in die Exploration neuer Ölfelder zu investieren. Denn der weltweite Wettkampf um neue Ölfelder geht ungebrochen weiter. «Wenn man nicht investiert, schrumpft man», meint dazu Dan Pickering, Präsident von Pickering Holt, einer Investmentbank in Houston.