Russlands Präsident Wladimir Putin handle aus «strategischer Schwäche, die er als taktische Stärke tarnt», sagte Kissinger dem Bericht vom Sonntag zufolge.
Fortgesetzte Sanktionen gegen Moskau hält der 91-Jährige für kontraproduktiv. Von Berlin erwartet Kissinger mehr Initiative in der Aussenpolitik: «Deutschland ist heute das wichtigste Land in Europa - und es sollte sich aktiver einbringen.»
Am Vortag hatte bereits der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow in Berlin angesichts der Spannungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt vor einem Rückfall in alte Zeiten gewarnt. «Die Welt ist an der Schwelle zu einem neuen Kalten Krieg.
Henry Kissinger. /


Manche sagen, er hat schon begonnen.» In den vergangenen Monaten habe sich ein «Zusammenbruch des Vertrauens» zwischen Ost und West vollzogen, sagte der 83-Jährige.
Besorgnis bei Burkhalter
Bundespräsident und OSZE-Vorsteher Didier Burkhalter zeigte sich derweil «sehr besorgt» über einen möglichen Neuausbruch der Gewalt in den östlichen Regionen der Ukraine. Alarmiert haben Burkhalter Berichte von OSZE-Beobachtern über die Lage im umkämpften Gebiet.
Demnach berichteten die OSZE-Beobachter von Artilleriebeschuss in Donezk sowie Konvois mit schweren Waffen in Gebieten, die von illegalen, bewaffneten Gruppen kontrolliert werden. Dies geht aus einer Mitteilung der OSZE von Samstagabend hervor.
Zum wiederholten Mal forderte Burkhalter deshalb «alle Seiten» zu verantwortlichem Handeln auf. Alle müssten ihre eingegangenen Verpflichtungen einhalten und alles tun, um die Waffenruhe zu stärken.
Ausserdem forderte Burkhalter den ungehinderten Zugang der OSZE-Beobachter ins Konfliktgebiet - inklusive mit Hilfe von Drohnen. In den vergangenen Tagen waren Drohnen laut OSZE über von prorussischen Rebellen kontrolliertem Gebiet mit Störsignalen angegriffen worden.