Wie die Polizei in Kathmandu am Sonntag mitteilte, wurden in Nepal inzwischen 1953 Tote registriert. Zudem seien mehr als 4700 Menschen verletzt worden. In Indien kamen nach offiziellen Angaben mindestens 53 Menschen ums Leben. 17 weitere Tote gab es laut Berichten chinesischer Staatsmedien in Tibet.
Neue Lawine am Mount Everest
Das Zentrum des Nachbebens vom Sonntag lag südlich von Kodari in Nepal nahe der Grenze zu China in einer Tiefe von rund zehn Kilometern. Bergsteiger am Mount Everest berichteten, dass das Beben eine weitere Lawine ausgelöst habe. Im Basislager, wo sich zu Beginn der Klettersaison hunderte Bergsteiger aufhielten, kamen am Samstag mindestens 17 Menschen durch eine erste Lawine ums Leben.
Die Rettung der Bergsteiger lief inzwischen an. Die ersten Verletzten wurden am Morgen ausgeflogen, wie ein rumänischer Bergsteiger am Sonntag über den Kurnachrichtendienst Twitter mitteilte.
Die Schwerverwundeten wurden nach Kathmandu gebracht. 17 Leichen wurden im Basislager geborgen, das durch eine Lawine teils zerstört wurde. Laut dem Präsidenten des ansässigen Bergsteigerverbandes, Ang Thsering Sherpa, sind dabei 61 Personen verletzt wurden.
Unter den Toten befindet sich der Google-Ingenieur Dan Fredinburg, der an Kopfverletzungen starb. Das nepalesische Tourismusministerium geht davon aus, dass sich mindestens 1000 Bergsteiger, darunter 400 Ausländer, im Basislager aufhielten oder bereits die Besteigung des höchsten Berges der Welt gestartet hatten.
Hilfe läuft an
Am Vortag hatte ein Beben der Stärke 7,8 die Region erschüttert.
Mehr als 4700 Menschen wurden durch das schwere Beben in Nepal verletzt. /


Über 2000 Menschen starben. Das gesamte Ausmass der Katastrophe ist nach wie vor unklar. Wegen der schwierigen Kommunikation in dem gebirgigen Land trafen Informationen aus den entlegeneren Landesteilen erst allmählich in Kathmandu ein.
Die Erdstösse vom Samstag dauerten zwischen einer halben und zwei Minuten und richteten grosse Zerstörung an. Auch der Dharhara-Turm in der Altstadt Kathmandus stürzte ein.
Die USA, Grossbritannien, Pakistan und andere Länder entsandten Experten für die Suche von Verschütteten nach Nepal. Internationale Hilfsorganisationen bemühten sich derweil um eine Einschätzung des Bedarfs vor Ort. Die indische Armee hatte bereits am Vortag mehrere Flugzeuge mit Hilfsgütern wie Nahrungsmittel und Wasser geschickt.
Die Organisation CARE teilte mit, sie plane 75'000 Menschen mit Notunterkünften, Nahrungsmitteln, Wasserreinigungstabletten und dem Bau von Latrinen zu unterstützen. «Unsere Priorität ist, den Bedarf so schnell wie möglich einzuschätzen und unsere Hilfe zu starten.»
Der Direktor für die Region Asien/Pazifik der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC), Jagan Chapagain, sagte, seine Organisation sei besonders besorgt um die Bewohner abgelegener Dörfer nahe dem Epizentrum des Bebens 80 Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu entfernt. Strassen seien zerstört oder durch Erdrutsche verschüttet und Kommunikationsverbindungen seien unterbrochen.
Auch die Oxfam-Vertreterin in Nepal, Cecilia Jeizer sagte, die Kommunikation sei sehr schwierig. Telefonkabel seien zerstört. Weil es keinen Strom gebe, könnten zudem keine Mobiltelefone aufgeladen werden.
Aus Angst vor weiterem Beben verbrachten viele Menschen die Nacht zum Sonntag bei niedrigen Temperaturen und heftigen Niederschlägen im Freien.