Pizzaschachteln, Chipstüten, Bierflaschen: Wenn die Streetparade-Kritiker alljährlich in die Tasten hauen und ihren Frust über den Zürcher Grossanlass ins weltweite Netz hinaustragen, wächst der heimische Abfallberg überdurchschnittlich. Auch dieses Jahr verursachen wiederum Zehntausende dauerfrustrierte Schweizer einen gigantischen Shitstorm in den Sozialen Medien und in den Kommentarspalten.
Während sie ihrem Frust über die Müllberge des Zürcher Rave-Anlasses freien Lauf lassen, übersehen die User ihre eigene Abfallproduktion vor dem heimischen Computer. Empörung und Emotionen lassen den Konsum von Fastfood und alkoholischen Getränken dramatisch ansteigen: 709 kg Abfall* produziert ein Schweizer pro Jahr im Schnitt, das sind beinahe 2 kg täglich.
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Das Bundesamt für Statistik hat errechnet, das der Ärger über die 129 Gramm Abfall pro Streetparade-Besucher bei einem durchschnittlichen Kommentar-Troll bereits jetzt zu zusätzlichen 310 Gramm Abfall geführt hat. Meist wird dieser Abfall einfach liegen gelassen und von der eigenen Ehefrau/Mutter/schwarz angestellten Putzfrau weggeräumt. Das BfS weist zudem darauf hin, dass sich dieser Wert noch erhöhen könnte, da der Shitstorm erst gegen Mitte Woche abflauen dürfte.
Fachleute bleiben gelassen
Präventions-Experten reagieren allerdings erstaunlich gelassen auf den realen Abfallberg neben dem virtuellen Ersatz-Stammtisch: «Durch den hohen Blutdruck und die ungesunde Fastfood-Ernährung wird sich das Abfall-Problem hier längerfistig abmildern. Während Streetparade-Teilnehmer durch stundenlanges Tanzen tatsächlich etwas für ihre Gesundheit tun, haben die Biergesichter mit ihren Wurstfingern zu Hause vor dem Computern eine weitaus höhere Mortalität.» Und fügt augenzwinkernd hinzu: «So gesehen ist durchaus denkbar, dass irgendwann einmal der Abfallberg der Raver grösser sein könnte als jener der Empörten, die zu Hause geblieben sind.»
*Dieser Wert ist übrigens keine Satire.