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Aggressionsmanagement
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von Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Montag, 7. September 2009 / 10:42 h

Die Szene spielte sich auf einer Landstrasse ab. Ein Autobus mit Fussballfans auf dem Rückweg von einem Match der obersten Liga wird auf offener Strecke angehalten. Doch es ist nicht die Polizei, welche die Sperre gemacht hat. Es sind Anhänger des Heimteams, welche die Blockade aufgebaut haben und nun die gegnerischen Fans überfallen. Es kommt zu einem heftigen Scharmützel auf offenem Feld, Zähne bleiben in der Wiese liegen und das Blut aus manchen Nasen findet sich nachher auf den niedergetrampelten Grashalmen.
Ein Beispiel für die Gewalttätigkeit heutiger Hooligans? Ein weiteres Zeichen, wie tief die Fussballfans mittlerweile gesunken sind? Nicht wirklich. Die oben beschriebene Keilerei ist längst Geschichte und fand vor mehr als 60 Jahren im Osten Österreichs statt.
Als vor etwas mehr als einer Woche St. Galler Fans ihren Sonderzug in Aarau stoppten und dort – nach Abmachung und Handschlag – eine Keilerei mit den heimischen Fans veranstalteten, war dies eigentlich eine wesentlich zivilisiertere Angelegenheit als die Keilerei in Niederösterreich von anno dazumal: Kein Hinterhalt, lediglich eine widerrechtlich gezogene Notbremse des Zuges (was für die SBB natürlich nicht sehr erfreulich ist). Danach eine Schlägerei von Fans, die scheinbar alle genau das wollten.
Diese beiden Raufereien zeigen mindestens zwei Dinge auf. Zum Einen, dass ein gewisser Anteil der jungen männlichen Bevölkerung ein grosses Bedürfnis hat, sich in in der Gruppe ausgetragenen, physischen Konflikten zu erfahren, zum Anderen, dass dies weder ein neues, noch ein ungewöhnliches Phänomen ist. Zudem zeigt vor allem der Zwischenfall in Aarau, dass es scheinbar möglich ist, solche Konflikte ohne Schädigung von Unschuldigen und Unbeteiligten auszutragen.
Die physische Aggression zwischen Menschen ist in unserer Gesellschaft ausserhalb von streng geregelten Kampfsportarten zu recht geächtet. Seit der Mensch auf immer engerem Raum zusammenlebt, muss er die Vorteile dieser Gesellschaft mit einem immer stärker geschnürtem gesellschaftlichen Korsett bezahlen. Die Ritualisierung von handfesten Schlägereien mündete denn auch in der Erfindung von mancher Mannschaftssportart. So hat auch der Fussball einen Vorläufer in Wettkämpfen zwischen Dörfern, wo die Dorfbevölkerungen mit allen möglichen Mitteln versuchten, einen Ball durch das Tor des anderen Dorfes zu Treiben – wüste Keilereien waren dabei eher die Regel als die Ausnahme.
Und trotzdem war bereits diese Form des Fussballs einem bewaffneten Konflikt eindeutig vorzuziehen. Die Abstraktion des Konfliktes ging weiter: Spieler und Zuschauer wurden schliesslich strickt getrennt und jede Tätlichkeit auf dem Rasen wird schwer geahndet, während die Zuschauer ihre Aggressionen in Sprechchören und Anfeuerungsrufen kanalisieren sollen.
Doch – und dies zeigt sich immer und immer wieder – reicht dies scheinbar Manchen nicht, wobei dann jene, die ungewollt zwischen die Fronten geraten und verletzt werden, ebenso zu bedauern sind, wie die Ordnungshüter, die ihren Kopf hinhalten müssen, um zwei Gruppen, die sich Gegenseitig verprügeln wollen, auseinander zu halten.
Die Schläger wollen kämpfen und wissen sehr wohl auch, dass sie Prügel einstecken müssen, wenn es zum Scharmützel kommt. Weshalb also nicht... ja, die Idee ist vielleicht nicht wirklich praktikabel, aber warum lässt man die Knaller nicht einfach auf einem abgesperrten Gelände unter Aufsicht von Vertretern der Fangruppen auf einander los? Die Vorteile wären frappant: Keine unbeteiligten Opfer, keine Polizisten, die sich von zwei Seiten angreifen lassen müssen, keine Sachschäden an Geschäften und Einrichtungen. Der heimische Fanclub müsste nachher einfach die Zähne und das Blut aufwischen.
Natürlich ist diese Idee aus diversen Gründen nicht zu verwirklichen. Alleine schon die rechtlichen Aspekte machen es unmöglich, dass unser Rechtsstaat Körperverletzung und tätliche Angriffe zulässt. Doch die Kosten der «Fan»-Konflikte steigen ständig an und offensichtlich steckt in so manchem «Ultra» ein archaischer Stammeskrieger, der bei erster Gelegenheit ausbricht – und zum Teufel mit den Konsequenzen.
Wenn auf der anderen Seite die Politik ständig probiert (wie zum Beispiel mit dem angestrebten Paintball-Verbot), Aggression per Verordnung aus der Welt zu schaffen, verleugnt sie die archaische Natur des Menschen, der ja immer noch die neurologische Ausstattung eines Steinzeitmenschen hat, dessen Flucht- und Kampfreflexe auch heute noch voll aktiv sind. Bei deren Unterdrückung kann es denn zu extremem Stress oder explosiven Ausbrüchen kommen.
Die heute vielfach vertretene Ansicht, dass Aggression etwas unnatürliches, etwas verbietbares ist, erinnert erstaunlich an die viktorianischen Ansichten zur Sexualität und die damaligen Bestrebungen, diese zu unterdrücken, zu verteufeln und zu verdrängen.
Erst wenn wir einsehen, dass ein gewisses Mass an Aggressivität bei einem Teil der Bevölkerung nicht zu beseitigen ist, können wir auch beginnen, diese zu managen und ihr Freiräume einzuräumen, so dass der Schaden so klein wie möglich gehalten werden kann. Im Interesse aller, die in Frieden leben wollen.

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