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Darwin und die Krankenkassen.von Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Donnerstag, 22. Oktober 2009 / 11:15 h
Anfangs dieses Jahres, das von verschiedenen Organisationen zum «Darwin-Jahr» ernannt wurde, tobte in den Foren eine wilde Schlacht zwischen Kreationisten und jenen, die sich mit der Wissenschaft der Entwicklung des Lebens und der Lebewesen ernsthaft auseinandersetzen. Vielen Leuten ging diese Diskussion allerdings am Gesäss vorbei, denn die Relevanz im Alltag wollte sich den meisten nicht erschliessen.
Doch die Evolution ist viel mehr als ein Erklärungsmodell für den Biologieunterricht. Die Evolutionslehre kann uns auch viele Alltagsprobleme erklären. Sie kann uns tatsächlich auch Hinweise darauf geben, wie wir gesünder und länger leben können, warum es Konflikte zwischen ethnisch, religiös oder sonst wie definierten Gruppen gibt, warum sie sich auf unser Verhalten gegenüber der Umwelt auswirkt und wie sich die Menschheit dereinst entwickeln könnte.
Die meisten Leser haben im Verlauf der letzten Woche vermutlich dicke Post von der Krankenkasse bekommen. Naja, der Umschlag war vielleicht nicht dick. Sehr wohl aber die Zahlen, die auf dem Inhalt zu lesen waren. Die Prämien steigen schon wieder an.
Ein grosser Teil dieser Prämien wird durch die populären Volkskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck, Gefässerkrankungen und Diabetes verursacht.
Doch was hat das mit Darwin zu tun? Ganz einfach: Unser Lebensstil widerspricht jenem der nomadischen Sammler und Jäger, den unsere Vorfahren während Hunderttausenden Jahren führten, und der erst vor ca. 10'000 Jahren langsam zu Gunsten der Sesshaftigkeit aufgegeben wurde.
Wenn sie durch eine Fussgängerzone gehen und zufällig 10 jüngere Männer aussuchen, ist die Chance gut, dass Sie nach eingehender Betrachtung der Gruppe erhebliche Zweifel daran hätten, wenn man behauptete, dass diese zehn von den Anlagen her in der Lage wären, eine Antilopenherde bis zur Erschöpfung zu hetzen. Doch genau das ist der Fall. Aber Anlagen sind eben nicht alles. Noch absurder scheint es dann zu werden, wenn man weiter behaupten würde, das gerade jene, die am dicksten sind, die besten Anlagen zum Überleben in der Wildnis hätten.
Doch die Statements illustrieren nicht den geistigen Zerfall von dem, der diese gemacht hat, sondern die Distanz zwischen der Umwelt, an die uns die Evolution angepasst hat und jener, die wir uns geschaffen haben.
Heisshungerattacken, die Fähigkeit, sich den Bauch sinnlos voll zu schlagen und wenn man satt ist, faul rum zu liegen, sind in der gegenwärtigen Zeit des Überflusses gesundheitsschädlich. Doch in den Zeiten des Mangels und der schnell verderbenden Lebensmittel (der Kühlschrank ist eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit!), waren diese Fähigkeiten extrem wichtig. Wer keinen Appetit hatte, wenn es Essen gab, verhungerte schnell mal. Und jene, die das, was sie in sich hinein schlangen, in Fettreserven umwandeln konnten, hatten einen Vorrat, der sie über die mageren Zeiten, die schon ein paar Tage später wieder einsetzen konnten, hinweg retten könnten.
Bereits bescheidene Anpassungen an unser evolutionäres Erbe wie Bewegung und weniger stark verarbeitetes Essen, verbessern die Gesundheit nachweislich.
Doch auch das menschliche Konfliktverhalten lässt sich zum Teil sehr gut evolutionär erklären. Die Angst vor Fremdem und Fremden war – und ist in der Wildnis immer noch – sehr nützlich. Zutraulichkeit gegenüber unbekannten Tieren und Menschen war damals vielfach tödlich. Sippen von Urmenschen bekämpften sich gegenseitig und Begegnungen zwischen Fremden gingen nur selten unblutig aus: Familienclans definierten Freund und Feind. Als durch die Sesshaftwerdung die Gruppengrössen stiegen und es zur Stammesbildung kam, wurden die Blutsbande durch abstrakte Familienoberhäupter ersetzt: Götter, die gemeinsam angebetet wurden und zum Teil immer noch werden, was nach innen Zusammenhalt, nach aussen Aggression erzeugt.
Die momentane Klimadiskussion hingegen zeigt, wie beschränkt unser Hirn ist, wenn es um das Umsetzen von Warnungen, die eine Zeit in Jahrzehnten betreffen, geht. Das Handeln unserer Vorfahren war höchstens auf einige wenige Jahre hin ausgelegt und auch dies nur in ganz wenigen Ausnahmen, wie den jährlichen Wanderungen und – evolutionär gesehen recht kürzlich – der Mehrfelderwirtschaft. Dass das individuelle Verhalten die Umwelt beeinflussen könnte, ist jenseits des emotionalen Begriffshorizontes unseres Gehirns. Wenn überhaupt, nahmen wir uns während unserer Entwicklungsgeschichte immer nur als Opfer der Umwelt und der diese beherrschenden Naturgeister und Götter wahr. Die Umkehr und die damit einhergehende Verantwortung macht uns offensichtlich grösste Mühe – was evolutionär gesehen durchaus begreiflich ist.
Doch nicht nur das Erbe aus der Vergangenheit wird erhellt. Die Evolutionsforscher blicken auch in die Zukunft. Anhand der Daten einer seit 1948 in einer amerikanischen Gemeinde (Framingham, MA) durchgeführten Herz-Studie wurde festgestellt, dass die Frauen mit den meisten Kindern – jene die also ihr Erbgut am erfolgreichsten verbreiten - tendenziell kleiner und dicker werden, allerdings länger fruchtbar sind und eine höhere Resistenz gegen Herz- und Gefässkrankheiten entwickeln. Diese Daten lassen darauf schliessen, dass in einer Umwelt, wie man sie in den USA vorfindet, in ca. 10 Generationen die Frauen 2 cm kleiner, 1 kg schwerer sein und fast 10 Monate später als heute in die Wechseljahre kommen werden.
Die Evolution arbeitet also auch heute noch und wie es aussieht, entwickelt sich die Menschheit langsam auseinander, wenn die Lebensbedingungen weiter so unterschiedlich sein werden. Darwin hätte seine Freude gehabt. Und wenn wir alle unser genetisches Erbe akzeptieren und danach handeln würden, könnten vielleicht irgendwann mal auch die verdammten Krankenkassenprämien wieder sinken.
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