In einem Interview mit der Zeitung «Sonntag» beklagte Migros-Chef Bolliger die Preispolitik der deutschen Discounter: «Die Preisdrückerei in Deutschland schwappt auf die Schweiz über.»
Die Besitzer von Aldi und Lidl würden die Preise auf Kosten von Produzenten und Mitarbeitenden drücken. Der volkswirtschaftliche Schaden sei enorm.
Falsch, kontert nun Wirtschaftsprofessor Eichenberger im Interview mit der «Mittelland-Zeitung». Es sei vielmehr so, dass höhere Lebensmittelpreise «verheerende Folgen» für die Volkswirtschaft hätten. Überhaupt sorge sich Bolliger «weder um die Volkswirtschaft noch um die Konsumenten». Er betreibe Interessenvertretung.
Ein angenehmeres Leben für Manager
Jahrzehntelang hätten Migros und Coop überhöhte Preise von den Konsumenten verlangt, sagt Eichenberger.
Herbert Bolliger teilte Kritik aus und muss nun auch einstecken. /


Dies hätte den beiden Detailhändlern überdurchschnittlich hohe Margen eingebracht - und Managern wie Bolliger «ein angenehmes Leben» beschert.
Der Markteintritt in der Schweiz von Aldi und Lidl brächten langfristig tiefere Preise von 20 bis 30 Prozent. «Das hat die Migros jetzt erkannt», sagt Eichenberger. «Nun wird versucht, gezielt den Ruf von Aldi und Lidl zu schädigen, um zu verhindern, dass die Preise allzu schnell fallen».
Kein Lohndumping in der Schweiz
Auch Bolligers Vorwurf der Lohndrückerei lässt der Wirtschaftsprofessor nicht gelten. Der Migros-Chef spreche nur von Deutschland. In der Schweiz dagegen seien Aldi und Lidl auf leistungsfähige und motivierte Angestellte angewiesen «und die müssen sie auch korrekt entlöhnen».
Der von Bolliger beklagte Preisdruck wird laut Eichenberger nicht nachlassen. Im kommenden Jahr würden die Preise je nach Produkt zwischen 3 bis 8 Prozent sinken.