et / Quelle: news.ch / Montag, 18. Januar 2010 / 12:00 h
Afghanistan ist das Prestigeprojekt des Westens, jenes Unternehmen, das nicht schiefgehen darf. Afghanistan ist gleichzeitig der militärische Albtraum, an dem sich in der Geschichte bis jetzt alle die Zähne ausgebissen haben. Der Fall von Kabul im 19. Jahrhundert, in dessen Folge die Briten ihre gesamte Expeditionsarmee auf dem Rückzug verloren, der Niedergang der Sowjetunion, der direkt an die Invasion 1979 gekoppelt war und nun...
Und nun das: Gerade als es hiess, dass die Wende herbeigeführt werden müsse, mit mehr Gerät, mehr Soldaten, mehr Geld, gerade jetzt zeigt sich, dass sogar jener Teil von Afghanistan, der als sicher und kontrolliert gilt, ebenfalls attackiert werden kann.
Hamid Karzai ist nicht Herr der Lage. /


Doch die Demütigung geht noch weiter.
Heute wollte Präsident Karzai mehrere neue Minister vereidigen und so die Farce seiner Wiederwahl zum Abschluss bringen, um danach Gespräche mit den Taliban zu starten. Doch diese wollen offenbar nicht reden... sie lassen stattdessen ihre Waffen sprechen.
Karzai und seine Leute sind nicht Herr der Lage
Der Angriff der Taliban - auch wenn er mit dem Tod aller Angreifer enden sollte, zeigt viele Dinge ganz klar auf:
Zum Einen, dass Karzai und seine Sicherheitsleute nicht Herr der Lage sind - nicht einmal vor der eigenen Haustüre. Zum Anderen, dass man es sich leisten kann, einen «wiedergewählten» Präsidenten so heraus zu fordern, im Wissen, dass er keinen Rückhalt im Volk hat und dass er sich wirklich nur noch halten kann, weil ausländische Truppen im Land sind.
Mit der verpassten Chance einer regulären Wahl und dem weiteren Verweilen des Korruptokraten Karzai im Amt, hat die Koalition und haben vor allem die USA eine grosse Chance verpasst, einen Schritt voran zu kommen und zu demonstrieren, dass das Interesse des Volkes wirklich im Zentrum steht.
Es geht leider nicht voran, in Afghanistan, ganz im Gegenteil. Der Albtraum ist noch lange nicht vorbei.