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Die Band, die Amy Winehouse zum Star machteDie New Yorker Soul-Band Sharon Jones & The Dap-Kings hat gerade mit «I Learned The Hard Way» ihr viertes Album herausgebracht. Seit Jahren DIE feste Grösse im Soul-Revival, besticht die Band durch einen authentischen 60er Jahre Soul-Sound und natürlich durch die kraftvolle Präsenz der Stimme Sharon Jones'. news.ch sprach mit Daptone Label-Chef und Produzent Gabriel Roth über das neue Album.Felix Steinbild, Berlin / Quelle: news.ch / Freitag, 16. April 2010 / 13:19 h
Es war ein langer Weg: Seit 2002 tingeln Sharon Jones & The Dap-Kings mit ihrer Soul-Revue durch die Clubs der Welt; ein beschwerlicher Weg, der ihnen erst jetzt die Aufmerksamkeit bringt, die sie verdienen. Wie viele schäbige Clubs sie schon gesehen haben weiss Gabriel Roth (aka Bosco Mann) - Produzent, Bassist der Dap-Kings und Daptone-Labelchef - nicht mehr. «Ja, es war ein harter Weg, Mann. Manchmal waren mehr Leute auf der Bühne als davor», erinnert sich Roth im Interview mit news.ch. «Aber nach und nach erzählten die Leute es ihren Freunden».
Die Band hinter «Back to Black»
Ihre erste Show nach der Veröffentlichung von «I Learned The Hard Way» sahen am Wochenende in Berlin über 2000 Leute; viel für eine Band, die sich bewusst dem Musik-Business entzieht und den schweren Weg eines echten Independent-Labels mit Eigen-Promotion und Vertrieb geht.
Das erste Mal machte die Band auf sich aufmerksam, als sich Mark Ronson die Dap-Kings für Amy Winehouse auslieh und mit «Back to Black» einen weltweiten Hit landete. Gabriel Roth bekam für die Tontechnik sogar einen Grammy. Wieviel Anteil die Band daran hatte, merkt man erst, wenn man sich andere Winehouse-Aufnahmen ohne die Dap-Kings anhört. Dem einen oder anderen begegnete Sharon Jones im Film «Up in the Air»: Sie lieferten den Song für den Vorspann, ihre Version von Woody Guthries' gesellschaftskritischen Klassiker «This Land is your Land».
Die Wärme alter Soul-Aufnahmen
Sharon Jones & The Dap-Kings spielen seit acht Jahren in unveränderter Besetzung zusammen, nur deswegen klingen sie so dicht und geschlossen. Denn die Dap-Kings sind die Haus-Band des Labels. Sie spielen auch auf Produktionen der Manahan Street Band oder der Sänger Lee Fields und Charles Bradley. Die Vorteile liegen für Roth klar auf der Hand: «Wir haben mit der Band eine wichtige Quelle von Musikern, einen Reichtum an Musikern, und jedes Mal, wenn wir zusammenspielen, werden wir besser. Die Projekte ausser Haus (u.a. Al Green, Werbespots, Soundtrack American Gangster, Amy Winehouse, Rod Stewart, d. Red.) tun ihr übriges. Wir haben in den Jahren eine Menge gelernt über das Zusammenspielen und Arrangieren. Und das Wichtigste: Das gibt unserem Label den speziellen Sound.»
Die Produktion von «I Learned The Hard Way» ist die reifste und ausgefeilteste von Sharon Jones bisher. Aufgenommen wird von Roth persönlich im hauseigenen «House of Soul-Studio» in Brooklyn, und das ausschliesslich mit altem Original-Equipment, unter anderem mit dem Herzstück des Studios, einer analogen Ampex-Achtspur-Bandmaschine. So bekommen sie die Wärme und Echtheit alter Soul-Aufnahmen von Stax oder Motown hin.
Souliger Sound und Punkrock-Elemente
Gabriel Roth beschreibt den speziellen Daptone-Sound so: «Er ist rauh, und hat teilweise Punkrock-Elemente an sich. Bei Daptone spielt es keine Rolle, einen Song aalglatt oder rhythmisch korrekt zu spielen.
Stark wie nie zuvor: Sharon Jones mit ihren Dap-Kings. /
Gabriel Roth ist der wichtige Mann hinter den Kulissen, auch wenn er als Bassist der Dap-Kings mit auf der Bühne steht. /
Viel wichtiger ist es, echt und mit Herz zu spielen, als kompliziert oder extravagant. Es muss sich einfach gut anfühlen. Von daher haben wir schon eine rebellische, rohe Einstellung zur Musik. Dazu kommt der ruhige, soulige Sound, der aus der R'n'B Tradition kommt. Vorrangig ist aber der Song und das Gefühl. Wir versuchen nicht, irgendwelche Klischees alter Songs zu bedienen, wir wollen echt und aufrichtig klingen und deswegen meine ich, dass unsere Aufnahmen nicht retro klingen, sondern absolut zeitlos, genau richtig und von Bedeutung.» Von Bedeutung ist das neue Album auf jeden Fall. Es klingt gar nicht unbedingt nur nach den guten, alten Zeiten des Soul. Sharon Jones singt so stark wie immer, sie ist mit der Band gewachsen. Auffällig ist eine wesentlich aufwändigere Produktion: Im Gegensatz zu den Vorgänger-Alben hat Roth die Stücke für das Album mit einem Background-Chor, Streichern, Orgel und Vibraphon arrangiert. Das macht den Sound voller und viel feiner. «I Learned The Hard Way» ist noch mehr ein reines Soul-Album geworden als je zuvor. «Ich mag in letzter Zeit eher die langsamen Songs», erklärt Roth. «Wir machen jetzt die Musik, die sich für uns gut anfühlt. Vor zehn Jahren war der rohe Funk-Sound genau das richtige für mich. Nun sind es diese üppigen Arrangements und diese etwas stimmungsvolleren, düsteren Sounds, so geht es aber allen in der Band. Warum das so ist? Keine Ahnung, ich werde wahrscheinlich alt.» Blut, Schweiss und Tränen «I Learned The Hard Way» bedeutet soviel wie «Ich musste viel Lehrgeld zahlen». Blut, Schweiss und Tränen, das nimmt man der 53jährigen, kleinen, aber keineswegs zierlichen Sängerin Sharon Jones hundertprozentig ab. Ihre Karriere als Sängerin begann spät, von den grossen Musikfirmen wegen ihres Aussehens abgelehnt, schlug sie sich mit Gelegenheitsjobs durch, bevor sie bei Daptone landete. Der Titelsong und die gleichzeitige Single ist ein ausgewachsenes Stück Soul, das in erster Linie vom eindringlichen Backgroundgesang, der den Refrain immer wiederholt, und den wunderschönen Bläserarrangements getragen wird: Das ist vielleicht das Stück des Jahres, ein Hit, der einem nicht mehr aus dem Ohr geht. Ankommen, wo sie nie weggegangen sind Überhaupt ist die Bläsersektion vielleicht das beste, das die Popmusik im Augenblick zu bieten hat, einfach tight auf den Punkt gespielt. Bei allen Stücken des Albums. Anfang Mai spielen Sharon Jones & The Dap-Kings wieder zwei Shows im legendären Nachtclub Apollo in Harlem, die Konzerte sind seit Wochen ausverkauft. „Ja, wir können es kaum abwarten, der Club atmet einfach Geschichte“, freut sich Gabriel Roth. Ein gemischtes, eher älteres Publikum wird sie dort frenetisch in Empfang nehmen. Und vielleicht sind sie endlich dort angekommen, wo sie nie weggegangen sind. Links zum Artikel:
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