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Da wandert das Mikrofon in die UrneDie Deutsche Grammophon hatte für ihre Recomposed Reihe - Club meets Klassik - nach Matthias Arfmann, Jimi Tenor und Carl Craig - nun bei Matthew Herbert angefragt, einen Klassik-Remix herzustellen.Felix Steinbild, Berlin / Quelle: news.ch / Donnerstag, 10. Juni 2010 / 13:53 h
Die Wahl war glänzend, denn Herbert ist ein konzeptionell arbeitender Minimal-Techno Produzent, der das Sampling von Tönen zu einem künstlerischen Stilmittel erhebt. Die Klänge für seine Produktionen holt er sich aus Quellen, die direkt mit der Musik in Zusammenhang stehen und über einen theoretischen Überbau verfügen und damit eine Deutung zulassen.
Für ihn liegt Konsumkritik im Knistern von Chips Tüten oder in dem Geräusch, das entsteht, wenn jemand krachend in einen Apfel beisst. Die Herkunft der Klänge, mit denen der akribische Sample-Archivar Herbert arbeitet, ist von entscheidender Bedeutung.
Das Sampling-Dogma Herberts
Herbert verfasste für sich selbst ein Manifest - das ein wenig an das Dogma der Filmemacher um Lars von Trier erinnert - in dem er sich selbst verordnete, keine Sounds zu verwenden, die bereits existieren, insbesondere eingebaute, präfabrizierte Syntheziser-Klänge. So musste der Schlagzeuger für sein 2006er Album «Scale» in einen Heissluftballon in die Höhe oder sehr tief in ein Bergwerk steigen, Herbert nahm die Sounds während einer rasenden Autofahrt auf oder tauchte die Trommel unter Wasser. Der Klang von zuklappenden Särgen in einem Beat sollte beispielsweise die britisch-amerikanische Kriegspolitik anprangern: Davon ahnte der fröhliche Tänzer im House-Club allerdings nichts.
Wenn man nicht weiss, dass das, was man am Anfang seines Mahler-Remixes hört - eine quietschende Tür, ein Feuer, das mit einem Streichholz angezündet wird - in der Hütte in Toblach, in der Mahler versuchte, die Zehnte zu Papier zu bringen, aufgenommen wurde, man käme nicht darauf. Das Feuer ist eine Partitur der Sinfonie, von Herbert eigenhändig mit dem Streichholz angezündet und verbrannt. Und doch kann der Hörer sich dieser atmosphärischen Dichte dieses Beginns nicht entziehen.
Bratschen-Solo am Grab Mahlers
Herbert hat sich die unvollendete 10. Sinfonie Gustav Mahlers ausgesucht, weil er in ihm eine Zwischenfigur aus Romantik und Moderne sieht und Mahler in seinem Kompositionsleben eine grosse Entwicklung durchgangen ist.
Matthew Herbert, britischer «Sampling-Aktivist», durfte Mahlers unvollendete Sinfonie Nr. 10 bearbeiten. /
«Der entscheidende Punkt bei der Unvollendeten war für mich, dass sie eben unvollendet war; ich dachte, damit sinkt das Ausmass an Gewalt, das ich dem Werk antue», sagt Matthew Herbert nicht ohne augenzwinkernder Koketterie und Respekt in einem Interview mit der Berliner Zeitung. Es folgt ein Bratschen-Solo, in das sich dann langsam die Original Grammophon-Aufnahme des Londoner Philharmonia Orchestra von 1987 unter Leitung von Giuseppe Sinopoli schiebt. Das Solo nahm Herbert am Grab Mahlers in Wien auf und Herbert wäre nicht Herbert, wenn er nicht das Mikrofon genau an die Stelle gelegt hätte, wo Mahlers Kopf sich im Sarg befunden hätte. Das Adagio spielte er über die Lautsprecher eines Krematoriums ab, der Hörer kann dem Mikrofon folgen, wie es hinter einen Vorhang wandert und schliesslich in einer Urne mit einem Bild Mahlers verschwindet. Der Tod als zentrales Thema Herbert hat den Tod als das zentrale Thema seines Remixes herausgearbeitet: Während der Arbeit an der Sinfonie im Sommer 1910 in der einsamen Hütte in den Dolmiten hat sich Mahler am Rande des Wahnsinns befunden. Er litt unter einer existenziellen Lebenskrise, seine Ehe war am Ende (seine deutlich jüngere Frau betrog ihn mit Walter Gropius) und der Tod war durch Krankheit nahe. Siegmund Freud konstatierte nach einem kurzen Therapiegespräch mit Mahler: «Auf die symptomatische Fassade seiner Zwangsneurose fiel kein Licht. Es war wie wenn man einen einzigen, tiefen Schacht durch ein rätselhaftes Bauwerk graben würde.» Herbert macht das durch den Wechsel von lauten Passagen und Stille, oder Verzerrungen deutlich. Dabei geht er aber sehr feinfühlig und respektvoll mit dem letzten Meisterwerk Mahlers um. Man hat stets das Gefühl der Doppelbödigkeit: Unter dem vermeintlich sicheren Grund wartet das Dunkle, Unbekannte: Und immer wieder drängen die Schatten an die Oberfläche. Der Werk und seine Entstehung wird direkt erfahrbar Herbert macht die Situation, in der sich Mahler während der Arbeit an dem Werk befunden hatte, direkt erfahrbar. Sei es durch den klaustrophobischen Raumklang der kleinen Hütte in Tobach, das Rascheln von Papier dort oder Krähen, die man von draussen hört. Er baute ein Autoradio in einen Sarg ein, liess die Zehnte darauf abspielen und nahm das Ergebnis genau aus sechs Fuss Entfernung (die vorgeschriebene Grabtiefe) wieder auf. «Meine Fassung soll keineswegs nur die Faszination des Todes darstellen, sondern eine Übersteigerung der unbequemen Balance, die Mahler zwischen Licht und Dunkel herstellte. Es ist die Lust am Konflikt zwischen der Furcht und der Herrlichkeit», so Matthew Herbert. Eine CD, die Klassikfreunden, wie dem clubaffinen Publikum zum «uneasy chillen» sehr gefallen wird. Links zum Artikel:
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