De Weck ist der achte Generaldirektor seit der SRG-Gründung im Jahr 1931. Seine Wahl gilt als Überraschung.
Roger De Weck in Freiburg geboren und zweisprachig wohnt in Zürich, ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern. De Weck hat an der Universität St. Gallen Wirtschaft studiert und in Hamburg ein Trainee als Verlagskaufmann absolviert. Er ist Ehrendoktor der Universität Luzern.
Bei der «Tribune de Genève» fing er im Journalismus an, später schrieb er auch für «24 heures», «Die Weltwoche» und als Pariser Korrespondent für «Die Zeit».
Garant für verantwortungsvollen Journalismus
1990 übernahm er die Leitung des «Zeit»-Wirtschaftsressorts in Hamburg. 1992 wurde er Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» und Mitglied der Konzernleitung der Tamedia. 1997 wechselte er als Chefredaktor zurück zur «Zeit». Seit 2001 ist er freier Publizist.
«Wir sind überzeugt, mit Roger de Weck eine anerkannte, publizistisch versierte und integre Persönlichkeit gefunden zu haben, die aber auch über Erfahrungen als Führungspersönlichkeit in Positionen mit weitreichender betriebs- und finanzwirtschaftlicher Verantwortung verfügt und damit unserem Anforderungsprofil weitgehend entspricht», erläutert Jean-Bernard Münch, Verwaltungsratspräsident von SRG SSR in einem Communiqué der SRG. Es sei ein Garant für verantwortungsvollen Journalismus.
«Symbol für die Idée Suisse»
Der SRG-Verwaltungsrat setze mit de Weck auf «ein Symbol für die Idée Suisse», sagt Medienwissenschafter Roger Blum.
Roger de Weck /


Als gebürtiger Romand mit Arbeitserfahrung bei Deutschschweizer Medien integriere de Weck alle Landesteile. Zudem bringt de Weck laut Blum nicht nur journalistische Kompetenzen, sondern auch Führungserfahrung mit.
De Wecks Wahl sei bemerkenswert in Zeiten, in denen der Service Public angefeindet werde, hielt Blum auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA fest. Der 56-Jährige werde den Service Public verteidigen.
Fehlende Managementerfahrung
De Weck verfüge zwar über viele Kompetenzen, aber ihm fehle Managementerfahrung, sagte der Zürcher Nationalrat und FDP-Vizepräsident Markus Hutter. Deutliche Worte fand SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner: Mit dem linksliberalen Europabefürworter Roger de Weck bleibe alles beim alten: «Rotes Staatsfernsehen», sagte er.
Erfreut über den neuen SRG-Generaldirektor zeigten sich CVP und SP. De Weck sei ein erklärter Kämpfer gegen die Polarisierung im Land, sagte CVP-Sprecherin Marianne Binder. Als «überzeugten Kämpfer für den Service Public» charakterisierte ihn SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr. Medienminister Moritz Leuenberger begrüsst die Wahl de Wecks.
Auch bei den Mediengewerkschaften hat Wahl mehrheitlich positive Reaktionen ausgelöst. Der SRG-Verwaltungsrat habe sich damit für «Qualitätsjournalismus, Vielfalt und redaktionelle Unabhängigkeit» entschieden, schreibt etwa Impressum. Auch Comedia und das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) äusserten sich positiv.
Zweifel an Konkordanzfähigkeit
Zweifel an der Konkordanzfähigkeit hegt der Schweizerische Gewerbeverband (sgv): De Weck habe mit seinem bisherigen journalistischen und politischen Engagement weite Bevölkerungskreise ausgegrenzt.
Der SRG-Generaldirektor ist Chef eines Unternehmens mit 6100 Angestellten, acht TV- und 18 Radioprogrammen. Er verdient knapp 600'000 Franken im Jahr. Die SRG setzt jährlich rund 1,6 Milliarden Franken um.