«Alles ist unter Kontrolle», sagte Innenminister Jerzy Miller in Warschau. Nirgendwo bestehe mehr die Gefahr, dass die Weichsel über die Ufer trete. In Tczew, der letzten grösseren Stadt vor der Danziger Bucht, hielten die Deiche dem Druck der Wassermassen stand. Miller gab aber noch keine völlige Entwarnung: Die extrem lange Flutwelle habe die Dämme geschwächt.
In Warschau fiel der Pegel am Nachmittag unter den Alarmwert von 6,50 Metern. Der Höchststand der Weichsel am vergangenen Samstag hatte 7,80 Meter betragen. Stadtpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz ordnete die Freigabe gesperrter Strassen und die Öffnung geschlossener Schulen und Kindergärten an. Wegen der Gefahr von Seuchen gilt für den Fluss ein Badeverbot.
In Warschau fiel der Pegel am Nachmittag unter den Alarmwert. (Symbolbild) /


Der polnische Regierungschef Donald Tusk besuchte am Nachmittag durch die Flutwelle zerstörte Gebiete im Süden des Landes. Durch die Überschwemmungen an der Oder und der Weichsel kamen in Polen bisher 15 Menschen ums Leben. Tusk schätzt den entstandenen Schaden auf 10 Milliarden Zloty (3,4 Milliarden Franken). Dies wäre gravierender als jener der Überschwemmungen im Jahr 1997.
Bewährungsprobe für Oder-Dämme
In Deutschland bereiteten sich die Behörden auf eine Bewährungsprobe für die Oder-Deiche vor: «Das wird das zweithöchste Hochwasser, das die Oder in historischer Zeit erlebt hat», sagte der Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes, Matthias Freude.
Am Südlauf der Oder in Brandenburg wurde die höchste Hochwasser-Alarmstufe ausgelöst. Das Wasser erreichte bei Ratzdorf die kritische Marke von 5,90 Meter. Deichläufer patrouilliere Tag und Nacht auf den Wällen, die Ortschaften und Äcker vor den Fluten schützen sollen.