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Orthodox und nutzlosEs tönt krass, aber Gesellschaften teilen sich immer in Menschen ein, die für die Gesellschaft nützlich und nicht nützlich sind, in Menschen die zahlen und arbeiten und andere, die dies nicht können... oder nicht wollen.von Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Freitag, 18. Juni 2010 / 11:20 h
Jenen, die es nicht können, sei es wegen Krankheiten, Behinderungen oder anderen nachvollziehbaren Gründen, ist kein Vorwurf zu machen. Im Gegenteil. Diese Leute leiden meist darunter, dass sie keinen Beitrag an die Gesellschaft leisten können und es ist die Pflicht unserer Zivilgesellschaft diesen Menschen beizustehen und Ihnen auch dabei zu helfen, sich irgendwie wieder einbringen zu können.
Und dann gibt es jene, die nicht wollen. Israel hat seit langem genau dieses Problem. Ultraorthodoxe Juden, vor allem die aus Osteuropa stammenden Aschkenasim, haben bei der Staatsgründung von Israel 1947 ein Privileg bekommen und müssen weder Arbeiten noch Militärdienst leisten. Sie lernen grad mal knapp Lesen und Schreiben und zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie sich vermehren wie... naja, wie das nur noch andere Angehörige fundamentalistischer Religionen machen. 10 bis 12 Kinder seien die Regel und wer sich mitunter auf Flughäfen aufhält und einen aschkenasischen Kindergarten sieht, der sich dann aber als Familie herausstellt, schenkt diesen Zahlen schnell mal glauben.
Ähnliche Geburtenraten finden sich nur noch in Entwicklungsländern und dort vor allem in islamistisch dominierten Ländern wie in Niger, Mali, Somalia und Afghanistan. Diese Staaten gelten – nicht zuletzt wegen der rasend steigenden Bevölkerung – als Problem-Brennpunkte, wobei dort der grösste Teil der Bevölkerung leidet.
Doch in Israel gefährden diese willentlich ignoranten, selbstgerechten Zeloten eine an sich funktionierende Demokratie und stossen diese immer weiter in die Richtung, in der sich viele Feinde von Israel längst befinden: In jene eines fundamentalistischen Staates, wo das Recht nach zusammen geschusterten Schriften, die von irgendwelchen Leuten, die heute mit modernen Psychopharmaka behandelt werden könnten, geschrieben wurden, gesprochen wird.
Das einzige, was diese Fanatiker momentan noch harmloser macht als ihre islamistischen Gegenstücke ist, dass sie viel weniger sind und sich noch keine Terrorkultur gebildet hat. Doch die immer gewalttätigeren Proteste gegen das säkuläre Israel verheissen nichts Gutes in dieser Hinsicht.
Die wachsende Macht der orthodoxen durch ihre Stimmenzahl steht im krassen Gegensatz dazu, dass sie sich vom Rest der von Ihnen verachteten Bevölkerung aushalten lässt. Zu arbeiten ist offenbar unter ihrer Würde. Aber was sollten sie auch schon tun: Ungebildet, wie sie sind, haben sie keine Fähigkeiten, die in einer modernen Gesellschaft von Wert wären. Das ist wohl ein weiterer Grund, warum sie nicht so gefährlich wie Islamisten sind: Um ein Flugzeug zu fliegen, sollte man mindestens Englisch können.
Nun mag man sich fragen: Was ist die Relevanz für uns? Israel hat mit dem 1947 gemachten «Status Quo»-Abkommen eine Parallelkultur in einer Zivilgesellschaft zugelassen, eine Kultur, die von Anfang an diametral gegen die Werte der Haupt-Gesellschaft stand. Wir sind momentan auch mit Parallelkulturen konfrontiert, die von der einen Seite als harmlos und «zu tolerieren, weil es ja nur wenige sind» und von der Gegenseite als eine Todesgefahr für unsere Gesellschaft bezeichnet werden.
Die gegenwärtige Gefahr ist dabei sicher kleiner als von den Angstmachern propagiert. Doch unsere Gesellschaft hat sich selbst viele Regeln auferlegt, die vor allem das Ziel haben, die Freiheit der Bürger zu garantieren. Wenn – auch nur kleine Gruppen – sich ausserhalb und vor allem über diesen Konsens stellen, muss der Staat einschreiten. Seien es nun orthodoxe Juden oder Christen, Islamisten oder Mitglieder anderer religiöser, politischer oder gar wirtschaftlicher Gruppen, die einen Staat im Staat oder gar die Beseitigung desselben anstreben – wir, der Staat, müssen darauf reagieren um das zu verteidigen, was das Wesen unserer Gemeinschaft, unserer Demokratie, unserer Zivilgesellschaft ausmacht. Dies zum Nutzen (fast) aller, die hier in Frieden Leben wollen.
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