«Unsere EU-Fischfangflotten fahren um die ganze Welt, um Fische zu fangen. Das führt zu einer ökologischen Verschuldung der EU-Bürger», meint Mike Walker, Communications Manager der Pew Environment Group im pressetext-Interview. Die Umweltorganisation hat den Fischkalender sogar auf die einzelnen EU-Länder übertragen. «In Österreich ist dieses Debit bereits am 15. Jänner erreicht, in Deutschland erst am 5. Mai», so der Experte. «Im Prinzip geht es darum, das EU-Fischereirecht gründlich zu reformieren und Fischerei endlich nachhaltig zu machen.»
Europa nimmt anderen den Fisch weg
«Die zunehmende Abhängigkeit der EU vom Fischfang führt dazu, dass wir stark von Fischen ausserhalb der Grenzen abhängig sind. Dieser Trend verschlimmert sich zusehends», erklärt Walker.
Fischerboote - «Die EU fischt immer weiter weg von Europa in immer tieferen Regionen. Daher muss die Notbremse gezogen werden, ehe es zu spät ist.» /


«In Wirklichkeit nehmen wir anderen den Fisch weg. Dramatisch daran ist, dass auch die weltweiten Fischbestände bereits voll oder zumindest zum Grossteil ausgebeutet sind.»
Da der EU-Markt für Speisefisch der grösste weltweit ist, ist er auch für Exporte aus Entwicklungsländern interessant. Das führt umgekehrt jedoch dazu, dass auch dort Überfischung zunimmt. Als weiterer Negativfaktor kommt die finanzielle Förderung für Fische hinzu, die keine Markttransparenz zulässt. «Die Aufrufe von Medizinern aus Gesundheitsgründen weniger Fleisch und mehr Fisch zu essen, erhöhen die Nachfrage nach dem wertvollen Gut noch mehr», erklärt Walker.
Ohne Fischführer sicher einkaufen
Auch Fische und andere Meeresfrüchte aus Aquakulturen werden in die Berechnungen miteinbezogen, erklärt Walker. Auch hier müssen Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden. «Die EU fischt immer weiter weg von Europa in immer tieferen Regionen. Daher muss die Notbremse gezogen werden, ehe es zu spät ist.»
Ziel ist es, eine Situation zu schaffen, in der EU-Bürger ohne schlechtes Gewissen Fisch einkaufen und sich sicher sein können, dass diese Fische nicht noch weitere Bestände dezimiert haben. «Wenn man heute im Supermarkt Käse kauft, braucht man auch keinen Einkaufsratgeber», beschreibt Walker das angestrebte Ziel.